Unter der Kontrolle des MIT

Serie Teil 1: IS-Mitglieder berichten über Beziehungen zwischen IS und Türkei

Der von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangene tunesische IS-Kämpfer Yasin Boxatim Osman berichtet über die Beziehungen zwischen der Türkei und dem IS. Er gibt an, dass die Reisewege von Afrika über die Türkei nach Syrien führen und die Anwerbestrukturen, die logistische und militärische Unterstützung des IS über die Türkei stattfände. All dies geschehe unter der Kontrolle des MIT.

Der IS, der seit 2014 im syrischen Bürgerkrieg sowohl mit der Unterstützung regionaler, als auch internationaler Kräfte sein Unwesen treibt, ist praktisch am Ende. Die Herrschaft des IS im Irak ist beendet worden. Er kontrolliert nur noch einige wenige ländliche Regionen in Syrien um Dêra Zor und Homs, wie auch in der Umgebung des Yarmuk-Lagers bei Damaskus. Der IS erhielt von Regionalstaaten wie der Türkei, Saudi Arabien und Katar massive militärische und logistische Unterstützung. Insbesondere die Beziehungen zwischen dem IS und der Türkei sind bis heute mit vielen Dokumenten, Bildern und Fotografien belegt. Mitglieder des IS beginnen nun darüber zu sprechen, wie diese Beziehungen funktioniert haben.

Die Organisation des IS in Tunesien

Einer dieser IS-Mitglieder ist der Tunesier Yasin Boxatim Osman. Er sagt, dass er den IS an öffentlichen Ständen in Tunesien kennengelernte. Der IS habe dort in aller Öffentlichkeit Zelte errichtet und die tunesische Jugend dazu aufgerufen, am Krieg in Syrien teilzunehmen. Salafistische Organisationen hätten im Jahr 2013 an Einfluss in Tunesien gewonnen und 2014 ihren Höhepunkt erreicht. Osman kam durch die Freitagsgebete des IS in Tunesien unter dessen Einfluss und verteilte zunächst Broschüren für sie.

Er trat dem IS bei und ging nach Libyen

Durch die Anweisungen eines Ebû Ebdullah El-Tûnisî genannten IS-Mitglieds ist Osman dann nach Libyen gegangen und habe dort Beziehungen zu einem IS-Mitglied namens Ebû Cebel aufgebaut. In Lybien hat er in einem Gästehaus des IS gelebt. Er berichtet: „Dort habe ich einen Emir getroffen, der erzählte, dass im Moment in Syrien wegen der Angriffe der Koalitionsflugzeuge keine Ausbildung stattfänden. Deswegen werde in Libyen ausgebildet. Danach geht ihr über die Türkei nach Syrien. Es gibt in Libyen in Sabrata, Zintan, Beni Welid und Misrata Trainingslager des IS. Ich selbst bin in Misrata ausgebildet worden.“

Von Libyen in die Türkei …

Osman erklärte, dass er während der Ausbildung bei einem Unfall durch einen IS-Angehörigen verletzt und deshalb zunächst in Libyen und dann in der Türkei behandelt wurde. Von Libyen ist er dann mit dem Flugzeug in die Türkei gebracht worden: „Sie bereiteten auf einem speziellen Gebiet ein Flugzeug für die Verletzten vor. Wir waren alle verletzte IS-Mitglieder. Wir sind am Atatürk Flughafen in Istanbul gelandet. Dort standen für uns Krankenwagen bereit. Ich wurde im Medicana Krankenhaus am Internationen Flughafen von Istanbul behandelt.“ Darüber hinaus seien die über die afrikanischen Länder kommenden IS-Angehörigen von dort nach Syrien weitergeschleust worden.

Dahinter stand der MIT

Osman hob hervor, dass dies unter der Leitung des türkischen Geheimdienstes MIT stattgefunden habe und dass alles, was sie brauchten, vom MIT zur Verfügung gestellt worden sei. Auch die Unterbringungen wurde vom Geheimdienst bewacht. Er sei nach einer viermonatigen Behandlung in Istanbul nach Urfa weitergereist.

Von Urfa nach Syrien

Nachdem Osman ein paar Tage in Urfa geblieben war, wurde er über die syrische Grenze gebracht: „Wir stiegen zusammen mit ein paar weiteren ISlern in ein Auto und fuhren unter der Kontrolle von Soldaten über die Grenze. Gerade als ein Armeefahrzeug vorbeifuhr, wurde der Grenzbaum gehoben. Unser Grenzübertritt von der Türkei nach Syrien war vollkommen entspannt. Es gab sogar IS-Angehörige die auf der anderen Seite darauf warteten, uns zu empfangen.“

Logistisch wichtige Grenzübergänge: Karkamiş und Tell Abyad

Die logistische Grundversorgung des IS lief über den Grenzübergang Akçakale-Tell Abyad und den Karkamış-Cerablus Grenzübergang. In Syrien geborene IS-Mitglieder passierten diese Grenzübergänge in beide Richtungen. Osman berichtete, dass über diese Grenze für die ganze Logistik gesorgt wurde: „Waffen, Kleidung, Ausrüstung und Nahrung wurden über diese Grenzübergänge transportiert.“ Ausdrücklich betonte er, dass das in den vom IS kontrollierten Gebieten geförderte Öl mit Tankfahrzeugen von Syrien in die Türkei gebracht wurde.

ANHA