Guerilla: Was Sara, Rojbîn und Ronahî für uns bedeuten
Guerillakämpfer*innen erzählen, was die in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez für sie bedeuten.
Guerillakämpfer*innen erzählen, was die in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez für sie bedeuten.
Vor sieben Jahren wurden die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız (Sara), die KNK-Vertreterin Fidan Doğan (Rojbîn) und die Jugendaktivistin Leyla Şaylemez (Ronahî) im Kurdistan-Informationszentrum in Paris von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes MIT erschossen. Die Morde am 9. Januar 2013 erschütterten Menschen weltweit. Gegenüber ANF haben sich zwei Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA-Star und ein HPG-Kämpfer dazu geäußert, was die drei kurdischen Revolutionärinnen auch heute noch für sie bedeuten.
Çavrê Güler (YJA-Star): Heval Sara hat als kurdische Revolutionärin aus Dersim am ersten PKK-Kongress teilgenommen und wurde kurze Zeit später verhaftet. Mit ihrem Widerstand im Kerker von Amed [Diyarbakir] hat sie uns ein großes Erbe hinterlassen. Ihre Verhaftung zielte im Grunde genommen auf die Gefangennahme aller freien kurdischen Frauen ab. Was mit dem Genozid in Dersim noch nicht vernichtet worden war, sollte in der Person von Heval Sara zerschlagen werden. Sie war eine Nachfolgerin von Frauen wie Zarife und Besê. Ihre Einstellung, Vergeltung für den in der Vergangenheit verursachten Schmerz üben zu wollen, brachte zusammen mit den Gedanken von Rebêr Apo [Abdullah Öcalan] eine sehr kämpferische Persönlichkeit hervor.
Rebêr Apo hat immer gesagt, dass eine freie Gesellschaft durch die Befreiung der Frauen geschaffen werden muss. Heval Sara war eine der Frauen, die dieser Aussage von Anfang an eine Bedeutung gegeben und in diesem Sinne eine gesellschaftliche Führungsrolle übernommen haben. Sie war nur eine Person, aber ihr Kampf hat einen kollektiven Zustand ausgelöst. Ihre Haltung hat nicht nur die kurdische Gesellschaft geprägt, sondern auch bei anderen Völkern ein Echo ausgelöst. Sie hat wichtige Arbeit in Europa gemacht und innerhalb der PKK gegen zerstörerische Tendenzen gekämpft. Ihr ganzes Leben war ein unerbittlicher Kampf gegen die Hegemonie-Kräfte und die Feinde der Revolution. Diese Haltung hat die Menschen in Kurdistan geprägt.“
Nazlıcan Rêdur (YJA-Star): Heval Sara war eine der Frauen, die von Anfang an dabei waren und eine Vorreiterrolle gespielt haben. Sie hat ihr Leben der Revolution und der Philosophie von Rebêr Apo gewidmet. Ihre Haltung als freie Frau war das beste Beispiel dafür. Heute hat Heval Sara von Dersim über Rojava bis in den gesamten Mittleren Osten Tausende Nachfolgerinnen. Auch Heval Ronahî und Heval Rojbîn haben großen Einsatz im revolutionären Kampf gezeigt.
Baran Intikam (HPG): Als diese drei Revolutionärinnen 2013 ermordet wurden, befand sich der türkische Staat in einer festgefahrenen Situation. Auf der einen Seite begann der Dialog mit Abdullah Öcalan, auf der anderen Seite wurden Führungspersönlichkeiten unserer Bewegung angegriffen. So gerieten auch Sara, Rojbîn und Ronahi ins Visier.
Heval Sara baute in Europa die Organisierung der kurdischen Gesellschaft aus und war aus diesem Grund gefährlich. Rojbîn war in Europa für Außenkontakte zuständig und trug in dieser Hinsicht maßgeblich zum Befreiungskampf bei. Auch das war gefährlich. Ronahî spielte eine wichtige Rolle in der Jugendbewegung und kämpfte für die Entstehung eines Bewusstseins von Freiheit. Was dem türkischen Staat jahrelang nicht gelungen war, wollte er anhand dieser drei Revolutionärinnen erledigen.
Der Mord an unseren Weggefährtinnen ist im Grund genommen eine Fortsetzung des Komplotts gegen Rebêr Apo. Auf der einen Seite sollte Abdullah Öcalans Position geschwächt werden, auf der anderen Seite sollten Führungspersönlichkeiten der Befreiungsbewegung ausgeschaltet werden. Heute heißen Tausende junge Frauen Sara, Rojbîn und Ronahî.