Cemil Bayik: Internationale Kräfte müssen Stellung beziehen

Seit einer Woche finden massive Angriffe der Türkei auf Südkurdistan statt. Cemil Bayik (KCK) macht die südkurdische und die irakische Regierung sowie die UN, die USA und Europa verantwortlich und fordert eine Stellungnahme.

Cemil Bayik, Ko-Vorsitzender der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) hat sich in einer Sondersendung bei Stêrk TV zu der aktuellen Invasion der Türkei in Südkurdistan geäußert. Anfang der Woche hat die Türkei mit faktischer Billigung der internationalen Staatengemeinschaft einen neuen Angriff auf das kurdische Autonomiegebiet im Nordirak gestartet. Die Umgebung des Flüchtlingslagers Mexmûr, des ezidischen Siedlungsgebiets Şengal und Guerillagebiete wurden stundenlang bombardiert. Am Mittwoch wurde der völkerrechtswidrige Akt durch eine Luft- und Bodeninvasion in der Region Heftanîn erweitert.

Cemil Bayik erklärte dazu:

Diese Angriffe sind nichts Neues. Sie sind Teil eines Konzeptes gegen unser Volk und unsere Bewegung. Das Ziel ist die Zerschlagung der Befreiungsbewegung, um einen Genozid an den Kurden verüben zu können. Solange die PKK nicht zerschlagen ist, kann auch der Völkermord nicht vollendet werden. Das kurdische Volk soll keine Führung, keine Avantgarde, keine Politik, keinen Kampf und keine Organisation mehr haben. Daher stehen Abdullah Öcalan und die Führungskräfte in der kurdischen Bewegung und der Politik im Zentrum der Angriffe. Die Luftangriffe auf Mexmûr, Şengal und die Medya-Verteidigungsgebiete sind ein Teil dieses Konzepts.

Wie gesagt, diese Angriffe finden ständig statt, aber jetzt soll eine neue Offensive gegen unsere Bewegung und unser Volk eingeleitet werden. Die Angriffe auf Mexmûr, Şengal und die Medya-Verteidigungsgebiete sollen den Boden dafür bereiten. Das sollte allen bewusst sein. Unser Volk und alle aktiven Mitglieder der Bewegung müssen Wachsamkeit zeigen. Mit den Angriffen soll ihr Willen gebrochen werden. Daher sollten die Angriffe für uns der Anlass sein, unseren Willen und unseren Kampf zu stärken. Die Gegenseite muss wissen, dass sie unseren Willen nicht brechen kann.

Auf die Luftangriffe Anfang der Woche haben weder die Regierung Südkurdistans noch die irakische Regierung, die UN, die USA oder Europa reagiert. Das hat natürlich einen Grund. Sie alle wussten vorher, dass diese Angriffe stattfinden werden. Einige haben der Türkei geholfen und ihr die Erlaubnis gegeben. Der Türkei wurde gesagt: Wir stehen hinter euch, macht es. Andernfalls hätte die Türkei niemals stundenlang bombardieren können, das wäre nicht möglich gewesen.

Das Flüchtlingslager Mexmûr steht unter dem Schutz der UN, der Luftraum wird von den USA und dem Irak kontrolliert. Insofern sind die Regierungen in Hewlêr (Erbil) und Bagdad sowie die UN und die USA für die Angriffe verantwortlich. Unser Volk muss sie dafür verantwortlich machen. Diese Kräfte müssen klarstellen, ob sie die Angriffe befürworten oder nicht. Haben sie der Türkei geholfen oder nicht? Haben sie die Genehmigung gegeben oder nicht? Unser Volk und wir haben das Recht, das zu erfahren. Wenn sie sich nicht dazu positionieren, kollabieren sie mit der Türkei und die Türkei hat mit ihrer Erlaubnis angegriffen. Das sollte unserem Volk bewusst sein. Unser Volk erwartet eine Stellungnahme. Wenn keine Erklärung kommt, machen wir diese Kräfte für die Angriffe verantwortlich.