Wahlen in der Türkei: Frauen organisieren die Basis

In der Türkei hat der Wahlkampf für die panikartig vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen begonnen. In der nordkurdischen Stadt Riha (Urfa) ziehen Frauen der HDP von Haus zu Haus, um für ihre Rechte einzutreten.

Kurz vor den vorgezogenen Neuwahlen ist die Stimmung in der Türkei nicht nur von Wirtschaftskrise und politischem Chaos geprägt, sondern auch von den massiven Angriffen auf die Rechte von Frauen seit Ausrufung des Ausnahmezustands. Frauen der Demokratischen Partei der Völker (HDP) rufen dazu auf, die Wahlen für eine Antwort auf die herrschende sexistische Politik zu nutzen.

Unterstützung im Wahlkampf erhalten die HDP-Frauen von der Partei der demokratischen Regionen (DBP). Sema Aişeoğlu ist Ko-Vorsitzende des DBP-Provinzverbands von Riha. Für sie ist es wichtig, auf alle in Riha vertretenen gesellschaftlichen Gruppen zuzugehen. Zur Situation von Frauen erklärt sie:

„Die Rechte, die wir in jahrelanger Arbeit zu einem hohen Preis erkämpft haben, werden per Notstandsdekret oder mit einer einzigen Unterschrift nichtig gemacht. Unsere Ko-Bürgermeister*innen sind abgesetzt worden und es wurde eine Zwangsverwaltung installiert. Unsere Frauenabteilungen sind geschlossen oder unter männliche Aufsicht gestellt und damit funktionsunfähig gemacht worden. Die Frauenarbeit wird behindert und alle Errungenschaften sollen vernichtet werden.“

„Probleme geflüchteter Frauen müssen gelöst werden“

Ein wichtiges Thema ist für Sema Aişeoğlu die Situation der aus Syrien geflüchteten Frauen. „Als arabische Frau denke ich, dass wir uns um die Probleme von Frauen kümmern müssen, die auf der Flucht vor Krieg in diese Region gekommen sind. Männer nutzen die Notsituation dieser Frauen aus und betreiben Polygamie. Die geflüchteten Frauen haben große Probleme.“

Dem herrschenden System eine Absage erteilen

All diese Probleme müssen vor und auch nach den Wahlen thematisiert werden, meint Sema Aişeoğlu. Dafür geht sie mit den HDP-Frauen von Haus zu Haus, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Bei den Frauen in Riha hat sich der Gedanke festgesetzt, dass ein anderes Leben nicht möglich ist. Mit dieser Einstellung wollen wir brechen. Die Wahlen markieren einen Wendepunkt. Wir müssen einfach gewinnen. Ansonsten gehe ich davon aus, dass wir noch viel schlechtere Zeiten erleben werden. Die Angriffe auf unsere erkämpften Rechte werden zunehmen. Aus diesem Grund müssen sich Frauen zusammenschließen, um dem herrschenden System eine Absage zu erteilen.“

JinNews