Verdächtiger Todesfall einer Frau in Agirî

Mit Hüsna Y. ist in Agirî schon wieder eine Frau auf verdächtige Weise ums Leben gekommen. Angeblich beging die frische Abiturientin Selbstmord, obwohl sie mitten in den Vorbereitungen für ihr Studium steckte.

Eine Serie von verdächtigen Todesfällen von Frauen erschüttert die nordkurdische Provinz Agirî (türk. Ağrı). Das jüngste Opfer ist die Abiturientin Hüsna Y. aus dem Dorf Keto (Yukarıtürk) im Landkreis Gîyadin. Sie soll Selbstmord begangen haben, obwohl sie mitten in den Vorbereitungen für ein Studium steckte. Hüsna Y. ist bereits die siebte Frau seit Anfang Juni, die in Agirî auf verdächtige Weise ums Leben kommt. Frauenorganisationen vermuten, dass es sich um Femizide handelt, die von den Tätern als Suizid dargestellt werden. Hinzu kommt, dass die Justizbehörden Hinweisen von Angehörigen, wonach der Großteil dieser Frauen innerhalb der Familie oder Partnerschaft patriarchalische Gewalt erfuhren, nicht nachgehen. Stattdessen werden die Fälle als Freitod deklariert und die Ermittlungsakten sehr schnell geschlossen

Erst vor elf Tagen soll sich die 40-jährige Perihan P. aus Gewduşa Jêrê (Aşağı Dumanlı) im Landkreis Avkevir (Taşlıçay) das Leben genommen haben. Ihr Vater äußerte gegenüber den Medien: „Ich möchte keine Fragen über meine Tochter beantworten. Am besten wird der Vorfall medial nicht aufgegriffen.“

Am 11. Juni starb ebenfalls in Avkevir die 21 Jahre alte Kübra T. auf verdächtige Weise. Sie wurde in einem Nomadenzelt auf einer Alm in der Nähe ihres Dorfes Gêrê Şera erhängt aufgefunden. Ihr Vater Kerem Samancı gab an, dass der Kontakt zu seiner Tochter eine Weile vor ihrem Tod abbrach, nachdem das Handy der jungen Frau von dem Ehemann beschlagnahmt wurde. Samancı glaubt, dass seine Tochter in den Selbstmord getrieben wurde.

Am 4. Juni starb in Giyadîn (Diyadin) die 17-jährige Zana P. Angeblich „spielte“ sie in ihrem elterlichen Haus im Dorf Qetka Jêrê (Aşağı Kardeşli) mit der Waffe ihres Vaters, als sich ein Schuss löste und die junge Frau am Kopf traf.

Am 26. Mai wurde Güzel K. im Dorf Elomilo (Dönerdere) in Agirî tot aufgefunden. Angeblich beging die Mutter von sechs Kindern Selbstmord.

Am 19. Mai soll sich die zweifache Mutter Pakize Ö. aus Qerexalta Jêrê (Aşağı Kara Halit) das Leben genommen haben – kurz nach einem Streit mit ihrem Ehemann. Wie im Fall von Kübra T. war auch der 23-jährigen Ö. der Kontakt zu ihrer Familie untersagt worden.

Am 8. Mai wurde Ceylan A. in der Ortschaft Şîrik (Aşağı Yurt) im Kreis Xamûr (Hamur) tot aufgefunden. Auch sie soll ihr Leben offiziellen Angaben zufolge freiwillig beendet haben – mit drei verschiedenen Stricken, die sie sich um den Hals gelegt haben soll. Drei Tage vor ihrem Tod hatte Ceylan A. ihren Ehemann und dessen Eltern wegen häuslicher Gewalt bei der Polizei angezeigt.