In der nordkurdischen Provinz Agirî (türk. Ağrı) wurden allein im Mai drei Frauen auf verdächtige Weise tot aufgefunden. In allen Fällen wurde der Tod von den Behörden als Selbstmord deklariert und die Ermittlungsakten sehr schnell geschlossen. Und dass, obwohl alle drei Frauen nach Angaben von Familienangehörigen in ihrer Ehe oder Partnerschaft Opfer von patriarchaler Gewalt geworden waren.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Frauenrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) heute in Agirî eine Kundgebung. Neben lokalen Frauenrechtsaktivistinnen nahmen auch die Parlamentsabgeordnete Dilan Dirayet Taşdemir und die Ko-Bürgermeisterinnen der Landkreise Patnos und Giyadîn (Diyadin), Müşerref Geçer und Betül Yaşar, teil. Auf dem Kundgebungsplatz wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Frauenmorde sind politisch“ ausgelegt.
Dilan Dirayet Taşdemir (mitte)
In einer Rede wies Taşdemir darauf hin, dass die Ausgangssperren in der Corona-Krise Gewalt gegen Frauen fördern und Femizide in Kurdistan als vermeintliche Suizide ad acta gelegt werden. „Als Maßnahme gegen die Pandemie wurde dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Wir machten immer wieder darauf aufmerksam, dass häusliche Isolation für Frauen Beleidigung, Gewalt und Mord bedeutet. Demgegenüber reagierte die AKP-Regierung mit Übergriffen auf Frauenorganisationen, die aktiv gegen Gewalt an Frauen kämpfen. Frauen, die für die Rechte von Frauen eintreten, wurden verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Diejenigen, die Frauen und unser Volk mit einer IS-Mentalität angreifen, sollten wissen, dass wir als kurdische Frauen unseren Widerstand gegen die Verleugnung unserer Identität, gegen Assimilation und Femizid verstärken werden.“