Veranstaltung von Gemeinsam Kämpfen: Feminizid - was tun?

Bei einer Veranstaltung in Hamburg haben Referentinnen von „Gemeinsam Kämpfen“ und der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V. das Projekt „Unsere Vernetzung gegen eure Morde" vorgestellt.

Etwa 35 Personen nahmen am Montagabend an einer Veranstaltung der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“ zum Thema Feminizid im Hamburger Stadtteilzentrum Kölibri teil. Unter den Teilnehmenden war eine große Studiengruppe aus Sachsen. Vor Beginn der Veranstaltung gab es ein gemeinsames Essen, bei dem bereits erste Kontakte miteinander geknüpft wurden. Der Abend wurde außerdem vom Frauensender Jin TV begleitet.

In der Veranstaltung stellten die Referentinnen von Gemeinsam Kämpfen und der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V. das Projekt „Unsere Vernetzung gegen eure Morde" vor. Diese Netzwerkarbeit im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) will eine Bewegung gegen Feminizid aufbauen und eine Broschüre zu Handlungsmöglichkeiten veröffentlichen.

Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, eine Frau zu töten, jeden zweiten bis dritten Tag schafft er es. Die meisten Täter kommen aus dem engen Familienumfeld, sind Partner oder Ex-Partner. Da es in Deutschland für Morde an Frauen und feminin definierten Menschen aus frauenfeindlichen Motiven keine offiziellen Statistiken gibt, bleibt die tatsächliche Anzahl an Feminiziden in Deutschland eine Dunkelziffer. „Dieser Zustand macht bereits eines der Grundmuster patriarchaler Gewalt und Unterdrückung deutlich“, so die Referentin von Gemeinsam Kämpfen.

Denn Feminizide, wie jene Morde genannt werden, haben immer die Funktion, für das Patriarchat Gewalt und Unterdrückung von Frauen und feminisierten Personen zu normalisieren. Damit stützen sie das unterdrückerische System als Ganzes – das wurde im Laufe des Abends durch Schilderungen des mangelhaften Umgangs von Justiz und Medien mit dem Thema deutlich.

Nach einer kurzen Einordnung und Analyse von Feminiziden kamen die Teilnehmerinnen in einen Austausch darüber, welche Aktivistinnen schon in vorherigen Jahrhunderten und Jahrzehnten – im Ausland und hier – für eine Gesellschaft frei von patriarchaler Gewalt gekämpft haben. „Wir können nicht nach vorne schauen, ohne die Vergangenheit zu verstehen und die Errungenschaften zu begreifen, die es uns erst ermöglichen, heute daran anzuknüpfen", sagte eine der Veranstalterinnen des intensiven Abends.

„Die im letzten Jahr entstandene Vernetzung ist dazu da, uns gegenseitig in unseren Arbeiten zu stärken. Sie ist aus der Erkenntnis entstanden, dass wir nicht darauf warten können, dass uns staatliche Institutionen oder rechtliche Regelungen schützen", erläuterte die Mitarbeiterin von UTAMARA. Sie wies auch darauf hin, wie wichtig es ist, dass Frauenhäuser, Beratungsstellen und politische Gruppen gemeinsam statt vereinzelt agieren.

In dem Vortrag wurde deutlich, dass trotz der Kämpfe der FrauenLesbenBewegung der 1970er Jahre gegen Gewalt an Frauen – durch welche patriarchale Gewalt überhaupt erst zum politischen Thema in Deutschland wurde – es immer noch eine erhebliche staatliche Mitschuld an Feminiziden gibt.

Diese sind oft die Spitze des Eisbergs beziehungsweise das Ende einer langen Kette von Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Um die Gewalt im Keim zu ersticken, braucht es mehr Aufmerksamkeit im eigenen Umfeld. Die Referentinnen stellten hierfür Beispiele für Aktionen vor: Mahnwachen bei Feminizid-Prozessen, Plakate zur Ansprache des Umfeldes im Stadtteil, Gespräche mit Nachbar:innen nach einem (versuchten) Feminizid oder auch die öffentliche Kritik an der Verwendung von Begriffen wie „Beziehungstat" und „erweitertem Suizid“.

Nicht zuletzt wurde die Verantwortung von Männern benannt, ihre eigenen gewalttätigen Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern.

Wer Interesse hat, sich an der Vernetzung gegen Feminizide zu beteiligen oder Infos über mögliche Aktionen in der eigenen Region sucht, kann sich an [email protected] wenden.