TJK-E: Feminizid anerkennen, Diktator Erdoğan verurteilen!

Mit ihrer Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen” will die kurdische Frauenbewegung erreichen, dass Feminizid auf internationaler Ebene als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt und Erdoğan als Haupttäter der Prozess gemacht wird.

„Damit wir frei, gleich, fair, in gegenseitigem Vertrauen und ökologischem Gleichgewicht leben können, ist die Forderung nach Rechenschaft genauso unverzichtbar wie ein ununterbrochener Widerstand von Frauen wie der freien Gesellschaft gegen sexistische, kapitalistische Ausbeutung nötig; und dies von Kurdistan bis Chile, von Polen bis Sudan, von den Vereinigten Staaten bis zum Iran, von Indien bis Europa, der Türkei, kurz ein Widerstand von Frauen und den freien Gesellschaften auf der ganzen Welt, damit wir es schaffen, die Unterdrückung, die Vergewaltigungen, die Morde an Frauen, das Ignorieren und Verletzen von Rechten und Belästigungen wirklich zu beenden.” Mit diesen Worten kündigt die Kurdische Frauenbewegung in Europa (Tevgera Jinên Kurd li Ewropayê, TJK-E) an, pünktlich zum internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen am 25. November eine neue Kampagne einzuleiten: „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen”. Die Initiative zielt auf die internationale Anerkennung von Feminizid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Aburteilung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan vor dem Strafgerichtshof:

Höchste Zeit für die freie Gesellschaft sich gegen den Feminizid zu verteidigen

Überall auf der Welt zielen rechtsgerichtete totalitäre, faschistische, konservative, sexistische Regierungen und Staatsoberhäupter mit ihrer sexistischen Rhetorik und Politik auf die Kämpfe und Errungenschaften von Frauen. In den letzten zehn Jahren wurden Massaker an Abertausenden von Frauen im Nahen Osten, insbesondere in Syrien, Şengal und Rojava verübt. Durch den IS wurden und werden Abertausende von Entführungen, Zwangsverkäufe, Versklavungen, Vergewaltigungen und andere Folterungen verübt. Insbesondere die türkische Regierung als Unterstützer und Komplize sowie andere indirekte Unterstützer haben sich im 21. Jahrhundert der größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Frauen schuldig gemacht. Das faschistische Regime der AKP-MHP, das sich gegen Frauen in der Türkei und in Kurdistan richtet, ist offener geworden, und wird zur anhaltenden Bedrohung von Frauen und der freien Gesellschaft. Sie erfüllte nie die Anforderungen aus der Istanbuler Konvention und hat jetzt ihren Rückzug aus dem Abkommen erklärt. Mit ihrem Regierungs-Diskurs und ihrer Politik demonstrierte sie, Frauen nicht nur mit Gewalt innerhalb der Familie und der Gesellschaft sondern ganz direkt mit militaristischer, paramilitärischer, der reaktionären und patriarchalen Macht ins Visier zu nehmen.  

Spezielle Kriegspolitik gegen Frauen

In der Türkei und in mehreren Städten Kurdistans werden immer mehr Frauen vergewaltigt  und/oder massakriert. In den Dörfern von Şirnex, Cizîr, Silopiya, Hezex, Nisêbîn, in Sûr, Efrîn, Serêkaniyê, Girê Spî, Kobanê, Mexmûr, Şengal und Südkurdistan wurden sogar gezielt außergerichtliche Hinrichtungen gegen Frauen, sowie auch gegen Kinder und ganze Familien, die dagegen Widerstand leisteten, durchgeführt. Ein großer Teil dieser Massaker fand durch Drohnen-Angriffe statt, die für militärische Zwecke eingesetzt wurden. Die Vorfälle von Polizeigewalt, Folter, Belästigung, Morddrohungen und Entführungen, die auch in Haft bei Frauenaktivistinnen eingesetzt werden, beweisen, dass eine spezielle Kriegspolitik gegen Frauen angewendet wird.

Die Zahl der Frauen, die allein wegen Meinungsdelikten aus der politischen Sphäre, dem öffentlichen Leben und dem Beruf verbannt wurden und nun in Gefängnissen als Geiseln gehalten werden, liegt bei rund 10.000! Es reicht nicht aus, diese Verbrechen gegen Frauen zu kritisieren und auf der Straße zu protestieren; Es ist an der Zeit, diese Verbrechen gegen Frauen auf internationaler Ebene zu bewerten und die Verteidiger dieses faschistischen Regimes zur Rechenschaft zu ziehen, das systematisch Massaker an Frauen begeht.

Erdoğan, Haupttäter der Feminzide

Als Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) erklären wir, dass wir unseren Widerstand gegen die Massaker an Frauen mit Kampagnen, Protesten fortsetzen. Ab heute werden wir mit Erdoğan, einem der Haupttäter der Feminzide, mit unserer Kampagne mit dem Titel „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen”, abrechnen. Zweifellos hat Erdoğan während seiner 18-jährigen Herrschaft nicht 100, sondern Hunderttausende von Verbrechen begangen und tut dies auch weiterhin.

Wir als Frauen werden jedoch zunächst für die Verbrechen Rechenschaft fordern, die sich im Gedächtnis der Menschheit als Schande verewigt haben und die nicht gesühnt werden können, solange nicht der Haupttäter verurteilt ist.

Gleichzeitig werden wir insbesondere von der UNO fordern, dass die Morde an Frauen als Feminizid definiert werden. Und zwar weil es schon lange ein Versäumnis der Vereinten Nationen ist, dies zu tun, wodurch Diktatoren wie Erdoğan (der der institutionelle Vertreter der von Männern dominierten Mentalität ist), ermutigt wurden, und Tausende von Frauen massakriert wurden. Mit dieser Kampagne fordern wir, dem Diktator Erdoğan den Prozess zu machen und fordern Gerechtigkeit. Mit dieser Kampagne fordern wir, dass Feminizid auf internationaler Ebene offiziell als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt wird.

Mit „100 Gründen“ 100.000 Unterschriften

In der ersten Phase unserer Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen”, die wir am 25. November 2020 starten und bis zum 8. März fortsetzen, werden wir Euch die Geschichten der ermordeten Frauen vermitteln, wohlwissend, dass wir jeden Tag erneuten Grund dafür haben werden. Wir werden die Stimme der ermordeten Frauen gegen den Diktator sein, der jeden Tag Massaker verübt. Unsere Kampagne werden wir auf gesellschaftlicher und politischer, rechtlicher und aktionistischer Ebene führen und mit den „100 Gründen“ 100.000 Unterschriften sammeln, die wir gegen die Massaker vorbringen werden. Denn durch den Befehl des Diktators, durch die von ihm kontrollierten polizeilichen‚ ‚juristischen‘ und militärischen Institutionen und durch die von ihm  angeworbenen Banden, wurden diese Massaker begangen.

Jede Unterschrift, jede im Rahmen unserer Kampagne durchgeführte Aktion wird den Diktator seiner Verurteilung einen Schritt näher bringen, den Wirkungsraum des/der Diktatoren einschränken. Als TJK-E begrüßen wir den 25. November 2020 unter dem Motto „Höchste Zeit für die freie Gesellschaft sich gegen den Feminizid zu verteidigen!”

Ja, wir Frauen verteidigen die freie Gesellschaft und die freie Frau gegen das Massaker an Frauen.   Lasst uns unsere Kräfte stärken, unsere Stimmen laut werden! Dieser Tag ist ein guter Tag, um sich gegen den Faschismus, das Ermorden von Frauen, Diktaturen, Besatzung und Massaker im Kampf zu vereinen! Jin, Jîyan, Azadî!