SMJÊ: Mit der Kraft der Frauensolidarität zu einer freien Identität!

Der ezidische Frauendachverband fordert mit Blick auf den weltweiten Anstieg patriarchaler Gewalt den Aufbau einer starken Frauenorganisierung, internationale Solidarität unter Frauen und eigene Selbstverteidigungsstrukturen.

Der Dachverband des Êzidischen Frauenrats e.V. (Sîwana Meclîsên Jinên Êzîdî, SMJÊ) erklärt anlässlich des 8. März:

„Jung und Alt, auf der ganzen Welt: Der heutige Tag gehört allen Frauen, die für das Leben kämpfen. Dieser Tag gehört denen, die weltweit seit Jahrhunderten auf den Straßen sind und gleichberechtigte Teilnahme am Leben fordern. Er gehört den Frauen, die durch die Hände des Patriarchats aus dem Leben gerissen wurden. Den Frauen, die Leid zu Stärke und Stärke zum Kampf umwandeln. Dieser Tag gehört den Frauen, die ihre Stimme unermüdlich Millionen anderen Frauen und Mädchen schenken.

Anlässlich des heutigen Internationalen Frauenkampftages begrüßen wir den Widerstand der Frauen weltweit und senden unsere Grüße besonders in den Iran und nach Şengal, wo Frauen einen historischen Widerstand gegen das Patriarchat leisten und somit das Leben und die Freiheit verteidigen. Zugleich gedenken wir allen mutigen Frauen, wie Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Sakine Cansiz und Berivan, die ihr Leben der Befreiung der Frauen und der Menschheit gewidmet haben.

Heute, am 8. März geht es nicht um schöne Blumen und Geschenke, sondern um essenzielle politische und historische Kämpfe. Der internationale Frauenkampftag blickt inzwischen auf eine mehr als 110-jährige Geschichte zurück. Wir möchten am heutigen Tag auf die Wichtigkeit dieser historischen Errungenschaften aufmerksam machen. Der internationale Frauenkampftag sollte uns daran erinnern, welches immense Leid Frauen und Mädchen weltweit tagtäglich erleiden. In der heutigen Zeit haben sich Versklavung, Ausbeutung und Gewalt verschärft. In unserer jetzigen Realität, die von einer männerdominierten Geisteshaltung geprägt ist, haben auch sexueller Missbrauch, Zwangsprostitution, Suizid, Kinderheirat, Frauenmorde und häusliche Gewalt eine Form der täglichen Praxis angenommen. In der Frauenfrage ballen sich daher wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle, ökologische und viele weitere Probleme. Als Antwort darauf hat sich im 21. Jahrhundert der organisierte Widerstand von Frauen weltweit verstärkt.

Wir verneigen uns heute vor dem großen Widerstand der Frauen im Iran und in Ostkurdistan (Rojhilat), die seit Monaten die historischen Proteste gegen das mörderische Mullah-Regime anführen und dabei das frauenfeindliche islamistische Regime ins Wanken bringen und dafür tagtäglich ihr Leben riskieren. Unsere Grüße gehen heute ebenfalls an die mutigen Frauen in Rojava, die sich tagtäglich den Angriffen der Türkei und des IS auf ihr Leben widersetzen und Architektinnen eines freien Lebens sind. Wir denken heute ebenfalls an die Frauen, die bei dem verheerenden Erdbeben ihr Leben gelassen haben. Wir erinnern an den noch andauernden Feminizid und Genozid an den Ezid:innen im Jahr 2014 durch den IS, im Zuge dessen mehr als 5.000 ezidische Frauen und Mädchen entführt, versklavt, vergewaltigt und gefoltert worden sind. Bis heute befinden sich noch weit über 1.000 Frauen und Mädchen in den Fängen des IS.

Der Kampf von Frauen weltweit dehnt sich weitgreifend aus: Frauen möchten keine Blumen, sie möchten leben! Leben, ohne Angst zu haben. Sie möchten, dass ihr Nein akzeptiert wird. Sie fordern gleiche Teilhabe am Leben. Sie möchten ihr Leben selbst gestalten! Ein Ende dieser patriarchalen Gewalt können wir nur durch den Aufbau einer starken Frauenorganisierung, durch internationale Solidarität unter Frauen und eigene Selbstverteidigungsstrukturen erreichen. Dieses Bewusstsein und die Solidarität unter Frauen wollen wir vorantreiben, um den Angriffen auf unser Leben und unser Recht auf Selbstbestimmung gemeinsam entgegenzutreten.

Lasst uns unsere Solidarität stärken und als Frauen, die sich selbst befreien, Verantwortung für den Aufbau einer freien Gesellschaft übernehmen!

Gemeinsam für die Freiheit - Jeden Tag zum 8.März!“