Zum internationalen Frauenkampftag am 8. März haben Politikerinnen aus der Schweiz eine Solidaritätsbotschaft für Gültan Kışanak veröffentlicht. Die ehemalige Bürgermeisterin von Amed (tr. Diyarbakir) befindet sich seit über vier Jahren in politischer Geiselhaft in der Türkei.
In dem Solidaritätsvideo sprechen die Züricher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP), die Stadträtin Karin Rykart (Grüne), die Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne), die Nationalrätin Cèline Widmer (SP) und die Ko-Generalsekretärin Rebekka Wyler (SP).
Wer ist Gültan Kışanak?
Bevor Gültan Kışanak Bürgermeisterin der Stadt Amed wurde, war sie Abgeordnete der BDP im türkischen Parlament und Ko-Vorsitzende der Partei. Im Jahr 1980 wurde sie nach dem Militärputsch vom 12. September als 19-Jährige festgenommen und im berüchtigten Kerker von Amed, der „Hölle Nr. 5“ gefoltert. Nach rund zwei Jahren im Gefängnis studierte Kışanak zunächst Türkisch an der Dicle-Universität in Amed, brach jedoch ab und begann 1986 ein Studium für Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit an der Fakultät für Kommunikationswissenschaften der Ege Üniversitesi in Izmir.
Ab 1990 arbeitete sie als Journalistin für verschiedene prokurdische Zeitungen, unter anderem für die Yeni Ülke und Özgür Gündem. Später wurde sie Chefredakteurin von Özgür Gündem in Istanbul. Nach dem Verbot der Zeitung arbeitete sie in leitender Funktion für die Nachfolgezeitung Özgür Ülke. Bis 2002 war sie bei verschiedenen Zeitungen tätig, unter anderem als Kolumnistin für die Yeniden Özgür Gündem.
Bei den Regionalwahlen 2014 wurde die heute 59-Jährige mit 55,1 Prozent der Stimmen als erste Frau zur Oberbürgermeisterin von Amed gewählt. Als Bürgermeisterin der kurdischen Großmetropole ließ sie das Gefängnis, in dem sie einst gefoltert wurde, zu einem Museum umbauen.
Im Zuge des politischen Vernichtungsfeldzugs gegen die HDP wurde sie im Oktober 2016 verhaftet. Vor zwei Jahren wurde sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu einer Haftstrafe von 14 Jahren und drei Monaten verurteilt. Weitere Prozesse gegen sie sind noch anhängig, unter anderem im „Kobanê-Verfahren“.