Protest gegen Folter an Frauen in Efrîn

Seit Tagen wird in Nordsyrien gegen die Folter von Frauen in Efrîn protestiert, die durch Videos in den sozialen Medien öffentlich wurde. Unterdessen ist die Miliz „Furqat al-Hamza” um Schadensbegrenzung bemüht und hat ein neues Video lanciert.

Vor wenigen Tagen sind in sozialen Netzwerken Aufnahmen von verschleppten Frauen in Efrîn verbreitet worden. Die Videos zeigen unter anderem die Evakuierung von verschleppten und inhaftierten weiblichen Gefangenen aus einem Internierungslager der protürkischen Miliz „Furqat al-Hamza”. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Efrîn waren sie zu dem Zeitpunkt nackt und gefesselt. Einige der Frauen konnten anhand der Bilder identifiziert werden. Teilweise wurden sie bereits bei der türkischen Invasion im Frühjahr 2018 verschleppt, andere erst in diesem Jahr.

In Nord- und Ostsyrien haben die Bilder eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Autonomieverwaltung und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen fordern ein sofortiges Eingreifen der internationalen Gemeinschaft.

Auch heute gingen wieder Frauen auf die Straße, um sich mit den von den Besatzungskräften entführten und misshandelten Frauen in Efrîn zu solidarisieren und eine internationale Verurteilung des völkerrechtswidrigen Vorgehens des türkischen Staates und seiner islamistischen Proxys zu fordern.

In Til Berak versammelten sich Frauen vor dem Zentrum des Dachverbands Kongreya Star und gaben eine Erklärung ab, in der die Folter von Frauen in Efrîn durch das Besatzungsregime verurteilt wurde. Das Vorgehen verletze alle menschlichen Werte, sagte Henan Silêman vom Frauendachverbandsvorstand in Til Berak. Sie verwies auf die mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikte der verschiedenen Milizen in Efrîn untereinander, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet. Zum Schluss ihrer Rede richtete sie Grüße an „alle in Efrîn Widerstand leistenden Frauen“ aus und sagte: „Wir geben unser Wort, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um die angegriffenen Frauen zu schützen. Frauen wie Avesta Xabûr sind bei der Verteidigung unseres Landes in Efrîn gefallen. Wir werden ihren selbstlosen Kampf niemals vergessen und ihren Weg weitergehen.“

In Ehdas in der Region Şehba gab der Verband ezidischer Frauen eine ähnliche Erklärung ab: „Der türkische Staat tritt alle ethischen und menschlichen Werte mit Füßen. Wir fordern von Menschenrechtsorganisationen, den UN, Russland und den USA, ihrer Verantwortung nachzukommen und dieses Vorgehen zu stoppen.“

Unterdessen ist die Miliz „Furqat al-Hamza” – vermutlich im Auftrag des türkischen Staates – um Schadensbegrenzung bemüht. Wie ANHA berichtet, ist jetzt ein weiteres Video in sozialen Netzwerken aufgetaucht, das die angebliche Bestrafung der Verantwortlichen für die öffentlich gewordene Folter der Frauen in Efrîn zeigt. In der offensichtlich gestellten Szene foltert ein Milizionär einen Mann, dessen Gesicht bedeckt ist, und sagt dabei: „Wir schützen die Ehre von Frauen. Wir ziehen die Täter zur Rechenschaft.“ Am Ende des Videos gibt der Milizionär dem Kameramann ein Zeichen, dass er die Aufnahme beenden soll.