Die politische Gefangene Emine Aslan Aydoğan ist nach einer Operation in einem Krankenhaus in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Riha (Urfa) gestorben. Vier Mal wurde die 64-Jährige in den letzten zehn Tagen wegen eines Nierentumors im Bildungs- und Forschungskrankenhaus Mehmet Akif İnan operiert. Heute früh verstarb sie. Eine Obduktion soll die genauen Umstände klären.
Emine Aslan Aydoğan war bis zu ihrer Verhaftung im Frühjahr 2018 im Kreisvorstand der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Wêranşar (Viranşehir) aktiv. Wegen des Vorwurfs der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ wurde sie zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und sieben Monaten verurteilt. Die Beweisführung stützte sich lediglich auf Aussagen eines sogenannten „anonymen Zeugen“. Konkrete Beweismittel lagen nicht vor.
Die Angehörigen von Aydoğan hatten sich mehrfach an die Menschenrechtskommission der Anwaltskammer Riha und den Ortsverband des Menschenrechtsvereins IHD gewandt, um eine vorzeitige Haftentlassung aus dem T-Typ-Gefängnis in Riha für die 64-Jährige zu erwirken. Emine Aslan Aydoğan litt neben einem Nierentumor auch an Gallenbeschwerden und einer Sehbehinderung.
Gefängnisse platzen aus allen Nähten
Die Haftanstalten in der Türkei verfügen offiziell über eine Belegungskapazität von 220.000 Häftlingen. Nach Informationen des IHD sitzen aktuell jedoch 280.000 Gefangene in Haft. 1.334 von ihnen sind krank, 457 sogar schwerkrank.
Seit 2017 sind zudem 44 kranke Gefangene verstorben. 19 hätten gerettet werden können. Da notwendige Interventionen verweigert wurden, konnten sie nicht am Leben erhalten werden.