Mit vereinter Kraft die Frauenrevolution verteidigen

Die Frauenbewegung Kongra Star und die Kampagne Women Defend Rojava rufen auf, sich mit vereinter Kraft gegen die türkische Besatzung zu stellen und die Frauenrevolution zu verteidigen.

Derzeit droht ein neuer Angriffskrieg des türkischen Staates gegen die Errungenschaften der Revolution in Nord- und Ostsyrien. Täglich finden heftige Angriffe von den bereits besetzten Gebieten aus gegen die Bevölkerung und die Infrastruktur Rojavas statt. Der Frauendachverband Kongra Star und Women Defend Rojava rufen auf, sich mit vereinter Kraft gegen die türkische Besatzung zu stellen und die Frauenrevolution zu verteidigen. Sie fordern in einer schriftlichen Erklärung, dass die Türkei ihre Angriffe auf die Region sofort einstellt und die türkisch-dschihadistischen Truppen aus den besetzten Gebieten in Nordsyrien vollständig abgezogen werden:

„Im Schatten des Ukraine-Krieges droht derzeit ein neuer türkischer Angriffskrieg auf die Region der Demokratischen Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien. Dazu greift der türkische Staat auf eine schmutzige Politik der Erpressung zurück und instrumentalisiert den NATO-Beitrittsantrag von Finnland und Schweden, um grünes Licht für eine weitere Besatzungsoperation zu erhalten. Erneut sehen sich die Menschen in Nord- und Ostsyrien mit der Gefahr einer militärischen Offensive zur Besatzung ihrer Heimat durch die Türkei und ihren dschihadistischen Söldnern konfrontiert. Dies wiederum bedroht die Sicherheit und das friedliche Miteinander in der gesamten Region. 

Expansionspolitik der Türkei

Vor dem Hintergrund, dass sich im bevorstehenden Jahr 2023 die Gründung der türkischen Republik zum 100. Mal jährt, ist die aktuelle Phase eine strategische, und damit ein weiterer Expansionskrieg für die Türkei von wichtiger Bedeutung. Zum einen stehen in der Türkei Wahlen an und die AKP-Regierung versucht daher, sich durch militärische Siege Zustimmung in der Gesellschaft zu verschaffen. Zum anderen zielt sie darauf ab, zum 100. Jahrestag der Gründung der Türkei die zweite Republik einzuläuten. Hierfür soll der Misak-ı Millî (Nationalpakt), welchem nach die türkischen Staatsgrenzen Nordsyrien und Nordirak beinhalten, durch militärische Okkupation verwirklicht werden. Die momentane Besatzung von Städten wie Efrîn, Serêkaniyê und Bab in Nordsyrien sowie Dutzende türkische Militärbasen in Südkurdistan (Nordirak) dienen diesem Ziel. Die südkurdische PDK macht sich zum Handlager dieser Politik, indem sie die türkische Armee in ihrer aktuellen Offensive gegen die Guerilla der PKK unterstützt. In diesem Zusammenhang wird ein weitreichendes Konzept zur Vernichtung der Selbstbestimmung des kurdischen Volkes und aller demokratischen Kräfte in der Region auf die Tagesordnung gesetzt.

Derzeit haben die heftigen Angriffe des türkischen Staates, darunter gezielte Tötungen, Drohnenangriffe und militärische Besatzungsoffensiven gegen die kurdische Bevölkerung, mit Luftangriffen auf den Nordosten Syriens, die êzidische Heimat Sinjar (Şengal) und das Flüchtlingslager Mexmûr im Nordirak, ein neues Niveau erreicht. Die Türkei rechtfertigt diese völkerrechtswidrigen Angriffe als sogenannte ‚Selbstverteidigung‘. Der türkische Staat behauptet, dass seine nationale Sicherheit direkt bedroht sei. Das jedoch entspricht in keinster Weise der Realität. Die Türkei führt einen Angriffskrieg gegen die demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien. Dabei hat er es auf die selbstverwalteten und demokratischen Kräfte in der Region abgesehen, weil sie dem Plan zur Errichtung eines neoosmanischen Reiches im Wege stehen.

Wichtige Phase für Frauenrevolution

Insbesondere die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien, die seit zehn Jahren ein demokratisches Selbstverwaltungssystem etabliert hat, und in dessen Zentrum die Befreiung der Frau steht, ist dem türkischen Staat ein Dorn im Auge. In Nord- und Ostsyrien haben sich in den letzten zehn Jahren basisdemokratische Strukturen und starke Mechanismen zur Verteidigung der Frauenrechte etabliert. In diesem Jahr feiern wir den zehnten Jahrestag der Revolution von Rojava. In diesem Sinne befinden wir uns in einer auch für die Frauenrevolution wichtigen Phase, um die bestehenden demokratischen Errungenschaften zu verteidigen und zu stärken. Das Gesellschaftsmodell in Nord- und Ostsyrien stellt eine Lösung für die sozialen Probleme dar, die durch das Patriarchat und den Kapitalismus entstanden sind, und ist eine Alternative dazu. Dieses alternative Modell versucht der türkische Staat nun mit allen Mitteln zu verhindern. Aus diesem Grund werden Frauen, die politisch oder gesellschaftlich aktiv sind und eine Vorreiterinnenrolle in der Gesellschaft einnehmen, immer wieder gezielt ins Visier genommen.

Die Frauenrevolution verteidigen

Wir stellen uns gegen die Angriffe des türkischen Staates, die auf die Zerstörung demokratischer Selbstverwaltungsstrukturen abzielen, sei es durch Angriffe auf die autonome Verwaltung in Sinjar, die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien, das basisdemokratisch organisierte Geflüchtetencamp in Mexmûr oder die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan. 

Wir dürfen diese Gefährdung der universellen und demokratischen Werte nicht schweigend hinnehmen! Es ist die gesellschaftliche Kraft, die die Politik beeinflussen sollte und nicht umgekehrt. Deshalb rufen wir alle Frauen und demokratischen Kräfte auf, sich diesem Krieg entgegenzustellen, Solidarität zu zeigen, politischen Druck auszuüben und die Frauenrevolution zu verteidigen! 

Wir fordern:

Die Türkei muss ihre Angriffe auf die Region sofort einstellen.

Ein neuer Angriffskrieg gegen Nordsyrien muss mit aller Kraft verhindert werden.

Die Türkei und ihre dschihadistischen Söldner müssen sich aus den zuvor besetzten Gebieten in Nordsyrien vollständig zurückziehen.

Die Anerkennung der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien.

Jin Jiyan Azadî“