Die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu, KCDP) hat eine Monatsbilanz über Femizide in der Türkei veröffentlicht. Wie daraus hervorgeht, wurden im Juni mindestens 27 Frauen von Männern ermordet. 89 Prozent der Femizid-Opfer seien von gewalttätigen Ehemännern, Freunden, ehemaligen Partnern oder männlichen Verwandten getötet worden, zwei von ihnen wegen finanziellen Gründen und vierzehn weitere, weil sie über ihr eigenes Leben entscheiden wollten. In elf Fällen war nicht feststellbar, warum sie getötet worden sind.
Die in Istanbul ansässige Frauenrechtsorganisation verzeichnet zudem einen Anstieg von bekannt gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch und Gewalt gegen Frauen. Sie kritisiert, dass eine sorgfältige Aufklärung von verdächtigen Todesfällen, die medial oder in Polizeiberichten als Selbstmord oder natürlicher Tod präsentiert werden, in der Türkei nach wie vor nicht gegeben sei. Seit Jahren verlangt das Bündnis bereits langjährige Haftstrafen für Täter zur Abschreckung und die Umsetzung der Istanbul-Konvention, in der der Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt und Missbrauch verankert ist. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden in der Türkei mindestens 146 Frauen Opfer eines Femizids.
Das Bündnis KCDP
Die Plattform Kadın Cinayetlerini Durduracağız ist eine türkische Frauenrechtsorganisation, die Gewalt gegen Frauen erfasst und sich zur Aufgabe gemacht hat, öffentlich über Feminizide aufzuklären und diese zu verhindern. In erster Linie setzt sich die Plattform für die Erhaltung des Lebens und für alle Frauenrechte ein. Die Gründerinnen sind Familienangehörige der ermordeten Frauen, Frauen von verschiedenen Parteien, Institutionen, Gewerkschaften, anderen Vereinen, aber auch nicht organisierte interessierte Frauen.