Marokko droht Türkei mit Ausstieg aus Freihandelsabkommen

Ein Handelskonflikt zwischen Marokko und der Türkei scheint zu eskalieren. Der marokkanische Handelsminister Moulay Hafid Elalamy droht Ankara mit dem Ausstieg aus dem Freihandelsabkommen.

Der marokkanische Handelsminister Moulay Hafid Elalamy hat der Türkei mit dem Ausstieg aus dem Freihandelsabkommen gedroht. Er sehe die marokkanische Wirtschaft und Regierung benachteiligt, sagte Elalamy und beklagte ein Handelsdefizit von jährlich rund zwei Milliarden Euro zu Lasten des marokkanischen Königsreiches.

Anfang des Jahres hatte Rabat einen Zollsatz von 27 Prozent für Kleidung aus der Türkei eingeführt, um die unausgeglichene bilaterale Handelsbilanz durch Strafzölle zu verbessern. Die Maßnahme soll zunächst bis zum 31. Dezember 2021 gelten.

Marokko und die Türkei unterzeichneten das Freihandelsabkommen im Jahr 2004 und setzten es ab 2006 um. Im Januar 2018 entschied das marokkanische Industrie- und Handelsministerium bereits, türkische Textilien mit einem Einfuhrzoll in Höhe von 90 Prozent zu belegen. Der Import von Textilien und Kleidung mit Ursprung in der Türkei sei zwischen 2013 und 2017 um 175 Prozent gestiegen und hätte damit den lokalen Markt geschwächt, daher sei die Schutzmaßnahme notwendig und gerechtfertigt. Handelshemmnisse und bürokratische Hürden auf türkischer Seite erschwerten es marokkanischen Unternehmen aber auch heute noch, Waren und Dienstleistungen auf den türkischen Markt einzuführen.

Ende vergangenen Jahres sagte Elalamy, sein Land werde nicht zögern, bei Bedarf das Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern zu kündigen, sollte Ankara weiterhin gegen den Vertrag verstoßen.

Textilien stellen größtes Handelsvolumen der Türkei dar

Textilien sind eines der Hauptexportgüter der Türkei nach Marokko und machen fast 50 Prozent der Gesamtausfuhren in das nordafrikanische Land aus. Nach Angaben von Office of Exchange erreichte 2018 der Verkauf von Textilwaren an den Bosporus ein Volumen von rund 900 Millionen Euro.   

WTO entscheidet zugunsten der Türkei

2014 kündigte Marokko Schutzmaßnahmen für die Stahlindustrie an, um sich gegen eine Überflutung des eigenen Marktes durch türkische Billigstahlprodukte zu wehren. Die Türkei legte dagegen im Oktober 2016 bei der WTO Beschwerde ein und beantragte ein Streitschlichtungsverfahren. Ende Oktober 2018 entschied die WTO, dass die Antidumpingmaßnahmen Marokkos gegenüber türkischem Stahl ungerechtfertigt sind. Da sich Marokko uneinsichtig zeigte, rief die Türkei die WTO erneut an. Am 8. Januar dieses Jahres sprach sich die WTO abermals zugunsten der Beschwerde der Türkei gegen Antidumpingmaßnahmen Marokkos im Stahlsektor aus. Bei Missachtung drohen Marokko Strafzahlungen.