Lesung aus „Wir wissen was wir wollen“ in Tübingen

In Tübingen hat am Freitagabend eine Lesung aus dem Buch „Wir wissen was wir wollen. Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien“ mit circa 40 Teilnehmer:innen stattgefunden. Organisiert wurde die Veranstaltung von Women Defend Rojava Tübingen.

Lima Abdullah, Ko-Vorsitzende der PYD in Dêrik; Medya Abdullah, Mitglied der HPC-Jin, oder Canda, Bewohnerin des Frauendorfs Jinwar – sie alle sind Teil der Revolution von Rojava und berichten im Buch „Wir wissen was wir wollen. Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien“ von ihren Erfahrungen in den unterschiedlichen Strukturen und an unterschiedlichen Orten. Am Freitag lauschten circa 40 Personen bei einer Lesung mit zwei Freund:innen des Herausgeber:innenkollektivs im FRANZ!werk Tübingen gespannt ihren Worten. Organisiert wurde die Veranstaltung von Women Defend Rojava Tübingen.

Nach einem kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte und Ideen des Buchs, das im Rahmen einer feministischen Delegation nach Nord- und Ostsyrien im Winter 2018/2019 entstand, ging es im ersten Teil der Lesung vor allem um die Geschichte und Organisierung der Revolution in Nord- und Ostsyrien. Wo liegt Rojava? Wie gestaltete sich das Leben der Menschen vor der Revolution, wie am Tag der Revolution und wie danach? Was bedeutet der Demokratische Konföderalismus und wie organisiert er sich in der Praxis?

Im zweiten Teil der Lesung wurde anhand von verschiedenen Beispielen über konkrete Strukturen der Frauenrevolution ein Einblick in die praktische Realität der Frauen in Nord- und Ostsyrien gegeben. In einem Interview mit Medya Abdullah, Mitglied der zivilen Selbstverteidigungseinheiten HPC-Jin in Dêrik, wurde deutlich, wie die Beteiligung von Frauen in den Selbstverteidigungseinheiten zu einem gesellschaftlichen Umdenken sowohl bei Frauen als auch bei Männern führt. Ein weiteres Interview, aus dem vorgelesen wurde, wurde mit Canda geführt. Sie ist aus Efrîn nach Jinwar geflohen und organisiert sich seitdem im Frauendorf. Canda erzählt von ihren alltäglichen Erfahrungen in Jinwar und macht darin sichtbar, dass der Aufbau eines anderen, eines freien Lebens inmitten eines Kriegs eine Art der Selbstverteidigung bedeutet. Darüber hinaus wurde während der Lesung auch über die Frauenzentren Mala Jin sowie die aktuelle Kriegssituation und die Rolle Deutschlands darin gesprochen.

Im Rahmen der Kampagne „Justice for Kurds“ wurden auch an diesem Abend wieder Unterschriften für die Entkriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung gesammelt. Die Ende 2021 gestartete internationale Kampagne fordert die Streichung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von den „Terrorlisten“ der EU und der USA, um eine politische Lösung der kurdischen Frage zu ermöglichen.

Auf dem Programm des „Women Defend Rojava“-Komitees in Tübingen stehen in den kommenden Wochen unter anderem zwei weitere öffentliche Veranstaltungen mit der Volksbühne Basel in Reutlingen an. Am 6. April erzählt die Volksbühne Basel um 20 Uhr von ihrer Theaterarbeit in Maxmûr. Am 10. Mai wird um 20 Uhr das Theaterstück „Shengal – Kraft der Frauen. Ein Stück über die Selbstermächtigung der êzidischen Frauen“ aufgeführt.