Leipzig: Aufklärungsaktion von WDR zur Lage am Tişrîn-Damm

In Leipzig fand eine Aufklärungsaktion zu der Situation am Tişrîn-Damm statt. Aktivistinnen von Women Defend Rojava stellten einen Fernseher auf und zeigten Szenen der türkischen Angriffe auf die Anlage in Nord- und Ostsyrien.

Women Defend Rojava

In Leipzig hat eine Aufklärungsaktion zu der Situation am Tişrîn-Damm in Nord- und Ostsyrien stattgefunden. Aktivistinnen der Kampagne „Women Defend Rojava“ (WDR) stellten dazu am Freitag einen Fernseher auf dem zentralen Augustusplatz auf und zeigten Videos der Dammanlage am Euphrat, an der infolge schwerer Luft- und Bodenangriffe der Türkei und der pro-türkischen Söldnertruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) eine Dammbruch-Katastrophe mit Auswirkungen bis in den Irak droht.

„Ich bin heute hier, weil ich nicht länger zusehen kann, wie die humanitäre und ökologische Situation in Nord- und Ostsyrien eskaliert. Wir sind hier, um Medien wie den MDR aufzufordern, auch über diese Menschenrechtsverletzungen zu berichten und Druck auf die Bundesregierung auszuüben“, erklärte eine Aktivistin von Women Defend Rojava zu ihrer Motivation, sich an der Veranstaltung zu beteiligen.

Bei der Aktion wurden auch Aufnahmen von einer Mahnwache gezeigt, die auf dem Gelände des südlich von Kobanê gelegenen Tişrîn-Damm aus Protest gegen die türkische Aggression gegen die Energieanlage stattfindet. Neben der Talsperre selbst, die seit Mitte Dezember infolge schwerer Kriegsschäden außer Betrieb ist und über 400.000 Menschen im Kanton Firat nicht mehr mit Strom und Wasser versorgen kann, wird auch die Friedenswache immer wieder von Kampfjets, Drohnen und Artillerie der türkischen Armee ins Visier genommen. Laut jüngeren Angaben der Selbstverwaltung wurden seit Beginn der Aktion 24 Zivilist:innen bei solchen Angriffen getötet, 221 weitere teils schwer verletzt.

Unter den Verletzten befinden sich auch der deutsche Physiotherapeut Jakob Rihn sowie die aus Eberstadt bei Heilbronn stammende Klimaaktivistin Lea Bunse. „Es ist wirklich unaushaltbar, dass Menschen, die friedlich protestieren, Ziel solcher Angriffe werden“, sagte die WDR-Aktivistin. Das sei völkerrechtswidrig. „Uns fällt es schwer zu glauben, dass die internationale Staatengemeinschaft schweigt und die Bundesregierung weiter Waffen an die Türkei liefert“, sagte sie. Die Bundesregierung erlaubt deutschen Waffenschmieden seit vergangenem Jahr wieder den Export von Rüstungsgütern in großem Stil in die Türkei. Bis Oktober genehmigte das Wirtschaftsministerium Lieferungen von deutschen Waffen im Wert von mindestens 236 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr zuvor erreichten die Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter an Ankara lediglich 1,22 Millionen Euro.

WDR fordert dringende Maßnahmen

Women Defend Rojava schließt sich den Forderungen der nordostsyrischen Autonomieverwaltung an die internationale Gemeinschaft an, dringende Maßnahmen zu ergreifen, um den Tişrîn-Damm vor den Bombardierungen zu schützen und den systematischen Angriffen auf die lebenswichtige Infrastruktur in der Region ein Ende zu setzen. Bei einer weiteren Eskalation des Krieges werde auch die Sicherung der IS- Gefangenen gefährdet. Rund zehntausend teilweise hochgradig fanatisierte Mitglieder der dschihadistischen Terrormiliz sitzen in Gefängnissen in Nord- und Ostsyrien ein, zehntausende Familienangehörige werden in Auffanglagern festgehalten.