Kampagne „Women Defend Rojava“ feiert 5-jähriges Bestehen
Vor fünf Jahren wurde die Gründung der Kampagne Women Defend Rojava von der kurdischen Frauenbewegung Kongra Star ausgerufen. Seitdem ist viel passiert. Ein Rückblick und Ausblick.
Vor fünf Jahren wurde die Gründung der Kampagne Women Defend Rojava von der kurdischen Frauenbewegung Kongra Star ausgerufen. Seitdem ist viel passiert. Ein Rückblick und Ausblick.
Vor fünf Jahren wurde die Gründung der Kampagne Women Defend Rojava von der kurdischen Frauenbewegung Kongra Star ausgerufen. Seitdem ist viel passiert – an zahlreichen Orten haben sich Komitees gegründet und weltweit haben Frauen Aktionen durchgeführt, um die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien zu verteidigen und zu unterstützen.
Als die Türkei 2018/19 die Invasionen in Efrîn und Serêkaniyê startete, die Menschen vertrieb, und die Errungenschaften der Frauenrevolution zerstören wollte, traf das weltweit auf Widerstand. Mit dem Aufruf zur Gründung von „Women Defend Rojava“-Komitees versuchte die kurdische Frauenbewegung Kongra Star den Widerstand zu vereinen und die Verteidigung der Revolution zu stärken. Der Krieg hat seitdem nie aufgehört – seine Intensität und Mittel haben variiert. Durch Drohnenangriffe wurden in den letzten Jahren gezielt Vorreiter:innen der Revolution, Politiker:innen und Aktivist:innen getötet. Trotz und wegen dieser Angriffe haben sich die Ideen und Methoden der Frauenrevolution weiterentwickelt und verbreitet.
Fünf Jahre Women Defend Rojava
Am 19. und 20. Oktober kamen Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter aus sechs lokalen Aktionskomitees zusammen, um an die vergangenen fünf Jahre anzuknüpfen und die Ideen der Frauenrevolution und den Widerstand gegen Angriffe auch fortan lautstark auf die Straße und in die Gesellschaft zu tragen – sei es am 25. November im Zeichen des Kampfes gegen Gewalt an Frauen, in Form antimilitaristischer Aktionen oder in Reaktion auf Angriffe auf die Frauenrevolution, wie wir sie seit dem 23. Oktober auf Rojava, Şengal und die freien Berge Kurdistans durch die türkische Luftwaffe sehen.
„Die Menschen im Nordosten Syriens glauben an ein freies Leben und arbeiten am Aufbau einer besseren Zukunft.“ - Nourshan Hussein | Foto: Fahne der Kampagne © WDR Polen
Das Treffen wurde mit einer Schweigeminute für alle im Kampf für die Freiheit Gefallenen und insbesondere an Andrea Wolf (Ronahî) begonnen, deren Todestag sich am 23. Oktober zum 26. Mal jährte. Ihr wurde als Vorreiterin eines internationalistischen, feministischen und revolutionären Kampfes gedacht, den sie mit Entschlossenheit und Hoffnung für eine bessere Welt führte. Ronahî schloss sich 1996 der kurdischen Guerilla an, um Teil der Revolution zu werden, und wurde 1998 durch das türkische Militär gefangen genommen und getötet.
Es wurde auf die Entwicklung der Kampagne in den letzten fünf Jahren zurückgeblickt: Sie hat sich von einem losen Verbund von Aktionskomitees, hin zu einer überregional vernetzten und gemeinsam arbeitenden Kampagne mit lokalen Komitees entwickelt. Die lokalen Komitees organisieren ihre Arbeiten, Aktionen und Planungen gemeinsam strategisch, finden einen gemeinsamen Ausdruck für ihren Kampf und stärken die Verbindung zu der Frauenrevolution in Rojava und bauen sie aus.
Treffen der Aktionskomitees © WDR Deutschland
Dritter Weltkrieg in Nahost
Im Zeichen der Stärkung dieser Verbindung wurde die aktuelle politische Lageanalyse mit einer Audiobotschaft von Nourshan Hussein, Ko-Vorsitzende des Diplomatie-Komitees in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien begonnen. Hussein wies darauf hin, dass in der Region des Mittleren Ostens seit Jahren der 3. Weltkrieg herrscht und dass dieser nicht erst mit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel begonnen habe, sondern mit den revolutionären Bestrebungen in der Region in der letzten Dekade. Die Revolution in Rojava nehme darin einen besonderen Stellenwert ein, da sie einen dritten Weg aufzeigt, der sich weder mit einem zentralen Regime noch mit einer extremistischen Opposition anbiedert, sondern nach basisdemokratischen, ökologischen und auf der Frauenbefreiung aufbauenden Lösungen sucht. „Die Frauenrevolution ist jedoch starken Angriffen ausgesetzt – zuletzt durch die groß angelegte Offensive des türkischen Staates – die sich insbesondere gegen lebenswichtige Infrastruktur, Energiequellen, Getreidelager und Gesundheitszentren richten und seit nunmehr einem Jahr andauern.“ Nourshan Hussein beendete ihre Botschaft mit den hoffnungsstiftenden Worten: „Trotz aller Gefahren, die auf uns lauern, und aller Unzulänglichkeiten beim Aufbau des alternativen Systems, leisten die Menschen im Nordosten Syriens immer noch Widerstand, sind lebendig, bewusst, glauben an ein freies Leben, und arbeiten am Aufbau einer besseren Zukunft.“
Deutsche Waffen für die Türkei
Ein Fokus des Treffens lag auf Krieg, Militarisierung und dem Dritten Weltkrieg. Erst letzte Woche versprach die deutsche Bundesregierung der Türkei neue Waffenlieferungen im Wert von mehr als 250 Millionen Euro – Waffen, die im Zweifelsfall die Frauen töten werden, die die demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen in Nord- und Ostsyrien aufbauen. In diesem Jahr wurden zahlreiche Menschen durch Drohnenangriffe der Türkei getötet. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Waffen und die Waffenkonzerne werden immer mächtiger. So verdient bereits der Waffenkonzern Serco am Betreiben von Flüchtlingslagern, was die Grausamkeit der Verschränkung von rassistischer Migrationspolitik und Aufrüstung ad absurdum führt.
Gemeinsam in Aktion treten für die Frauenrevolution und gegen Krieg
Women Defend Rojava wird sich weiterhin an der Offensive für die Freiheit von Abdullah Öcalan beteiligen und misst der Forderung nach seiner Freilassung, wie auch dem Aufbrechen der Isolation seiner Worte und Ideen eine große Bedeutung zu.
Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November und dem internationalen feministischen Kampftag sollen internationalistische, feministische Perspektiven auf diese Tage sichtbar werden und die Verteidigung und Verbreitung der Errungenschaften der Frauenrevolution in Rojava kämpferisch auf die Straße getragen werden.