Zwölf Jahre Frauenrevolution
Am 19. Juli 2012, vor nun zwölf Jahren, begann die Revolution von Rojava in der Stadt Kobanê. Wir als Women Defend Rojava Deutschland sehen eine große Bedeutung hinter diesem Tag. Denn in einer Zeit, in der uns täglich Nachrichten von Kriegen auf der Welt erreichen – sei es aus der Ukraine oder dem Nahen Osten, dem derzeitigen Angriffskrieg der Türkei auf Südkurdistan, der zunehmenden Klimakrise und Feminiziden, die zu unserem Alltag gehören, zeigt uns Rojava, dass ein alternatives gesellschaftliches Zusammenleben möglich und erstrebenswert ist.
Die Frauenrevolution in Rojava zeigt uns, dass wir eine reelle Wahl haben, gegen das 5000 Jahre alte Patriarchat Widerstand zu leisten und eine andere Welt ohne Unterdrückung aufzubauen. Wir können gemeinsam mit der Frauenrevolution in Rojava und allen Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter auf der Welt unserer Verantwortung nachgehen und die Zukunft zu einer besseren Welt verändern!
Errungenschaften der Frauenrevolution
Trotz des anhaltenden Krieges durch die Türkei und des wirtschaftlichen Embargos konnten in den letzten Jahren zahlreiche Errungenschaften der Frauenrevolution erzielt werden. Ein Beispiel hierfür ist „WJAS – Stiftung der Freien Frauen Syriens“, die vielfältige gesellschaftliche Arbeiten in Rojava unterstützt und initiiert. Auch die Organisation „Sara“ zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie das Frauenberatungszentrum „Mala Jin“, welches bereits 2011 vor der Revolution in Qamişlo gegründet wurde, möchten wir hier als Beispiele nennen. Zahlreiche Frauenkooperativen tragen dazu bei, die Wirtschaft wieder in die Hände der Frauen zu legen.
All dies und vieles mehr wurden im Gebiet der demokratischen autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens durch die Frauenbewegung auf Basis vieler Widerstände und langjähriger Arbeit sowie den Ideen von Abdullah Öcalan aufgebaut. Jeden Tag setzten sich Frauen in Rojava dafür ein, diese Arbeit zu verbessern und die Frauenrevolution vor Ort und weltweit voranzutreiben.
Angriffe und Isolierung
Zeitgleich werden Frauen in Rojava vom türkischen Staat angegriffen. Am 18. April ereignete sich ein türkischer Drohnenangriff, dieser traf Halime Mihemed Osman, Sprecherin der Organisation „Sara“ zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, und ihren Ehemann Elî Mistefa Osman. Auch die Isolation von dem Ideengeber Abdullah Öcalan richtet sich gegen die praktischen Errungenschaften der Frauenrevolution. So wird versucht, ihn von seinen Ideen und deren Umsetzung zu trennen und nicht nur ihn als Person, sondern die gesamte Frauenrevolution zu isolieren und zu schwächen. Der Angriff auf Halime und der Angriff auf Abdullah Öcalan sind im Grunde Angriffe auf uns Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter weltweit und auf die Verbindung und Kraft, die zwischen uns besteht. Darauf müssen wir aufmerksam machen!
Den Widerstand sichtbar machen
Der deutsche Staat ist ein enger Verbündeter der Türkei, dies zeigt sich durch jährliche Waffenexporte in Millionenhöhe und Kriminalisierung der kurdischen Bewegung in Deutschland. Deshalb ist es uns wichtig als Women Defend Rojava Deutschland, die Frauenrevolution und die täglichen Angriffe durch die Türkei sowie die Kriminalisierung in die Öffentlichkeit zu tragen und die Stimmen der Frauen sowie ihre Kraft und ihren Widerstand sichtbar zu machen. Gerade hier und jetzt ist es uns wichtig, Widerstand gegen den Krieg zu leisten und dieses Beispiel eines demokratischen Gesellschaftsmodells überall wo wir sind zu verteidigen.
Patriarchale und faschistische Gewalt nehmen zu
Hier in Deutschland leben wir in einem Staat, der sehr patriarchal und kapitalistisch ist, auch wenn uns versucht wird glauben zu lassen, dass wir feministisch und frei seien. Das rechte Attentat in Hanau, die Auslieferung von Maja, die Verschärfung der Asylrechtsreform und die Feminizide – beispielsweise wurden 2023 in Deutschland 155 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet – zeigen, dass patriarchale und faschistische Gewalt immer weiter hier in Deutschland, Europa und weltweit zunehmen.
Die Revolution in Rojava gibt uns Kraft und Hoffnung
Als Women Defend Rojava Deutschland sehen wir in der Frauenrevolution und den zahlreich aufgebauten Errungenschaften auch eine Lösung für hier in Europa. Die Ideen von Abdullah Öcalan sind auch eine Lösung für uns und unsere Gesellschaft und geben auch uns Kraft und Hoffnung. Deshalb sehen wir es als Aufgabe, diese Ideen zu verbreiten und auf die Angriffe auf die Frauenrevolution sowie die Kriminalisierung der kurdischen Bewegung aufmerksam zu machen.
Aus Anlass des Jahrestages der Revolution in Rojava haben Aktionen und Feste in verschiedenen Städten Deutschlands stattgefunden, so auch in Kassel und Leipzig.
In Hannover wurde am Samstag ein Fest zum Jahrestag der Revolution am Ni-una-menos-Platz (Goseriede) in der Innenstadt gemeinsam mit dem kurdischen Gesellschaftsverein NAV-DEM, PYD und den internationalistischen Jugendkommunen, Gemeinsam Kämpfen und Women Defend Rojava gefeiert. Es gab verschiedenen kulturelle Beiträge: von Musik über Tanz bis zu Gedichten und Reden. Bei strahlendem Sonnenschein wurde deutlich, dass die Revolution in Nord- und Ostsyrien uns allen ein Vorbild und Inspiration ist.