Jineolojî-Dozentin Dejla Haidar diskutiert mit Studierenden in Lüneburg

An der Leuphana Universität Lüneburg hat im sogenannten ArchipelagoLap auf Einladung von Studierenden ein Treffen zum Universitätssystem in Nord- und Ostsyrien mit der Jineolojî-Dozentin Dejla Haidar stattgefunden.

Mehr als 30 Studierende und Aktivist:innen nahmen am 28. Februar an einer Veranstaltung mit der Jineolijî-Dozentin Dejla Haidar an der Leuphana Universität Lüneburg im sogenannten ArchipelagoLap teil. Haidar lehrt sowohl an der Kobanê-Universität wie auch an der Universität Rojava Jineolojî. Beide Universitäten liegen in der Selbstverwaltungsregion Nord- und Ostsyrien. Bei dem Treffen im ArchipelagoLap fand ein Austausch zu Methoden der Bildung, der Universitätssysteme und verschiedenen Projekten zur Vertiefung von Wissenschaft, Kunst und Kultur statt.

Dejla Haidar erklärte die spezielle Situation, mit der die drei Universitäten in Kobanê, Qamislo und Raqqa durch Krieg, Embargo und viele ökonomische Nöte konfrontiert sind. Doch diese Lage hindert die Universitäten nicht daran, in der Anzahl an Lehrkräften und Studierenden weiter anzuwachsen und gemeinsam Theorie und Praxis in den Hochschulen zu organisieren.

Jineolojî in der Universität

Zu Beginn der Veranstaltung wurde der historische Rahmen der Jineolojî als Wissenschaft der Frauen und des Lebens erklärt. Jineolojî geht zurück auf die Anstrengungen von Frauen, eine Wissenschaft zu entwickeln, die die Logik des Patriarchats bricht und ein methodisches Werkzeug für alle Frauen und Gesellschaften der Welt bietet. Jineolojî wird bereits in Grundschulen wie auch in Universitäten in Rojava und auch an anderen Orten Kurdistans gelehrt und diskutiert. Jineolojî analysiert die Probleme der Gesellschaft und sucht Lösungen gemeinsam mit der Gesellschaft und in Verbindung mit der Kultur und den Bedürfnissen der Menschen. Dejla Haidar merkte an, dass Jineolojî im Buch „Soziologie der Freiheit” von Abdullah Öcalan, das 2008 veröffentlicht wurde, vorgeschlagen wurde. Dennoch steht die Entwicklung der Jineolojî auch in einer Kontinuität der reflektierten Erfahrungen der kurdischen Frauenfreiheitsbewegung von mehr als 40 Jahren.

Jineolojî wurde aus dem Leben und den Denkweisen der Frauen Kurdistans geboren. Aus der Rolle von Frauen in der natürlichen Gesellschaft lernend, von den feministischen Bewegungen und von Revolutionen der Vergangenheit und der Gegenwart an vielen Orten weltweit lernend, bilden Frauen die Vorreiterinnen und eine Hoffnung für ein neues Leben in Freiheit. Jineolojî lernt von all diesen und verbreitet ihre Methoden und Analysen weltweit. Die Wissenschaft der Frauen und des Lebens ist auch ein Vorschlag für die Einheit an alle Frauenbewegungen in der Welt, um die Lösung für die Probleme, die Menschen alltäglich erleiden, praktisch werden zu lassen.

Das akademische System in Rojava

Dejla Haidar berichtete über die junge Geschichte des Aufbaus eines neuen Bildungssystems, Konzepte der Bildung und der Schule im Rahmen der Gestaltung der Revolution in Rojava. Das neue System des demokratischen Konföderalismus erforderte einen Umbau und ein neues Verständnis von Bildung. Mit diesen Schritten wurde auch der Aufbau von Universitäten möglich. Die Entwicklung des System der Lehre lag in der Hand der Gesellschaft und wurde aus einer engen Verbindung zwischen Lehrkräften und Studierenden aufgebaut. Das Embargo stellt weiterhin ein großes Problem in Rojava dar, auch um gutes Lehrmaterial für die Universitäten zu erhalten.

Durch den Aufbau von Beziehungen zwischen den Universitäten Rojavas und Universitäten in Europa können Kooperationsprojekte in der Bildung ermöglicht werden.

Von den Teilnehmenden wurden zahlreiche Fragen gestellt in Bezug auf die Rolle der Jineolojî bei der Überwindung des Patriarchats in der Gesellschaft. Auch die Methoden der Jineolojî wurden diskutiert. Es wurde erläutert, wie die Jineolojî in allen Fächern und Studiengängen als Grundlage an den Universitäten Rojavas verankert wird. Zudem wurden der fünfsemestrige Studiengang Jineolojî und die Lehrmethoden erklärt.

Zum Ende der Veranstaltung an der Universität Lüneburg wurden die Schritte, Pläne und Überlegungen für die nächsten Studiensemester in Rojava beschrieben und wie internationale Kooperationen mit Universitäten entstehen.

Das Programm von Dejla Haidar geht an der Hochschule in Emden weiter. Sie wurde am 1. März durch den Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, unter anderem durch den Dekan Prof. Sören Schmidt und die Koordinatorin für Internationales Corina Sandersfeld, bei einem entspannten Treffen mit lockerem Austausch begrüßt. Anschließend wurde eine Campustour gemacht, bei der auch die Labore der technischen Bereiche besucht wurden.

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