Istanbuler Polizei fordert Abtreibungsliste an

Die Istanbuler Polizei hat im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens eine Liste mit den Namen von Frauen, die abgetrieben haben, vom Gesundheitsamt angefordert. Vor der Behörde protestierten heute Aktivistinnen gegen das Vorgehen.

Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens im Zusammenhang mit der Gülen-Gemeinde (FETÖ) und einer Präsidentenbeleidigung hat die Istanbuler Polizei beim Gesundheitsamt eine Liste mit den Namen von Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren angefordert, die im Zeitraum von Januar 2017 bis Mai 2019 an der Stoffwechselstörung PCO-Syndrom gelitten und abgetrieben haben. Dieses Vorgehen wurde gestern bekannt, heute protestierten Aktivistinnen des „Frauenverteidigungsnetzwerks“ vor der Gesundheitsbehörde.

„Abtreibung ist ein Recht“, „Hände weg von meinem Körper“ und „Mein Körper, meine Entscheidung“ stand auf Transparenten und Plakaten, die die Frauen bei ihrer Protestaktion hochhielten. Die Nutzung sensibler gesundheitlicher Daten ohne das Einverständnis der Betroffenen sei illegal, erklärte Durna Şahin im Namen des Netzwerks. „Wie kann es sein, dass die Staatsanwaltschaft im Rahmen des Antiterrorkampfs Kriterien vorgibt und eine Liste mit Frauen anfordert, die abgetrieben haben? Wie ist es möglich, dass die Gesundheitsbehörde Angestellte dazu anstachelt, eine Straftat zu begehen, die Rechte von Patientinnen zu verletzen und die beruflichen ethischen Werte zu missachten?“

Die Aktivistinnen wiesen darauf hin, dass im Namen des Antiterrorkampfes grundlegende Rechte und Freiheiten beschnitten werden. Patientendaten seien jedoch rechtlich geschützt: „In Dutzenden religiösen und staatlichen Einrichtungen werden Kinder missbraucht, täglich werden Frauen ermordet, aber die Polizei beschäftigt sich damit, Informationen über Körper und Sexualität von Frauen zu sammeln. Haltet euch fern von den Körpern und dem Leben von Frauen! Macht endlich eure Arbeit und nehmt die Mörder und Sexualstraftäter fest!“