Die in Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist erneut verurteilt worden. Nach Angaben ihrer Angehörigen muss sie weitere 15 Monate in Haft bleiben. Der Vorwurf lautete „Propaganda“ gegen die Islamische Republik. Ein Revolutionsgericht habe sie zudem für zwei Jahre mit einer Ausreisesperre belegt, genauso lange dürfe sie auch kein Mitglied in einer politischen Gruppe sein oder ein Smartphone benutzen. Dies gilt für die Zeit nach ihrer Entlassung aus ihrer im November 2021 angetretenen Haftstrafe, hieß es am Montag auf Mohammadis Instagram-Account, der von Angehörigen im Ausland betrieben wird.
Mohammadi, eine der bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen in Iran, war 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Preis laut dem Nobelkomitee in der norwegischen Hauptstadt Oslo „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen Irans und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle“. Aktuell verbüßt die 51-Jährige eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Dort deckte sie auch schwere Folter und sexualisierte Gewalt an Dutzenden Frauen während der Hochphase der nach dem staatlichen Feminizid an der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 ausgebrochenen „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution gegen den Machtapparat des Mullah-Regimes auf.
Narges Mohammadi wurde 1972 in Zandschan im Nordwesten Irans geboren und wuchs unter anderem in den kurdischen Städten Qurwe (Qorveh) und Şino (Oschnaviyeh) auf. Die studierte Physikerin arbeitete als Journalistin und ist stellvertretende Vorsitzende des iranischen Zentrums für die Verteidigung der Menschenrechte Defenders of Human Rights Center (DHRC). Im Widerstand um die Rechte der Frauen in Iran ist sie seit drei Jahrzehnten. Dafür zahlt sie einen hohen Preis: Ihre Biografie ist eine Geschichte von Verhaftungen, Gewalt und Folter. Seit 1998 wurde Mohammadi wiederholt inhaftiert und ausgepeitscht. Insgesamt ist sie 13-mal verhaftet und sechsmal verurteilt worden – zu mehr als 32 Jahren Gefängnis und 154 Peitschenhieben.