Gedenken am Grab von Nagihan Akarsel

Zwei Jahre nach dem Mord an Nagihan Akarsel durch einen MIT-Attentäter in Silêmanî ist der kurdischen Journalistin und Jineolojî-Forscherin an ihrem Grab in Konya gedacht worden. „Nagihans Kampf geht weiter“, sagte eine Sprecherin.

Vom MIT ermordete Jineolojî-Forscherin

Die Journalistin und Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel ist vor zwei Jahren von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes in der Region Kurdistan im Irak erschossen worden. An ihrem Grab im Dorf Gülyazi in der anatolischen Provinz Konya hat heute ein gemeinsames Gedenken stattgefunden. Neben zahlreichen Frauen aus Gülyazi nahmen Journalist:innen und DEM-Politiker:innen an dem Gedenken teil.

Nach einer Schweigeminute auf dem Friedhof hielt die DEM-Abgeordnete Sabahat Erdoğan Sarıtaş eine Ansprache und sagte: „Nagihan Akarsel war einer unserer Genossinnen, die ihr Leben dem kurdischen Freiheitskampf und dem Aufbau eines demokratischen und auf der Freiheit von Frauen basierenden Gesellschaftsmodell widmete. Sie wurde aus demselben Grund ermordet wie die Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn. Hinter diesen Attentaten steht eine frauenfeindliche und auf männlicher Herrschaft basierende Mentalität. Die Täter und ihre Hintermänner hatten Angst vor ihrem beharrlichen Einsatz, der einen Lichtblick in der Dunkelheit darstellte. Sie müssen sich weiter fürchten, denn wir werden diesen Kampf fortsetzen. Hevala Nagihan hat die Erfahrungen von Frauen im Nahen Osten und in Kurdistan erforscht und zusammengetragen. Damit hat sie ein gesellschaftliches Gedächtnis erschaffen, das wir vergrößern und ausbauen werden. Nagihans Kampf geht weiter, wir sagen Jin-Jiyan-Azadî!“

Wer war Nagihan Akarsel?

Nagihan Akarsel war eine bekannte Persönlichkeit in der kurdischen Community und in der internationalen Jineolojî-Bewegung, sie war seit dreißig Jahren politisch aktiv. Sie studierte Journalismus in Ankara und arbeitete lange Zeit als Journalistin und Autorin, unter anderem in der Redaktion der Zeitschrift „Jineolojî“. Aufgrund ihres Engagements in der kurdischen Bewegung war sie jahrelang in der Türkei im Gefängnis und nach 1994 zeitweise mit der kurdischen Politikerin Leyla Zana in einer Zelle. In Rojava förderte sie die Bildungsarbeit im Bereich der Jineolojî und recherchierte zur Geschichte von Frauen in Efrîn. In Şengal betrieb sie Feldforschung zur Situation von Frauen nach dem vom „Islamischen Staat“ (IS) begangenen Genozid und Femizid. Zuletzt arbeitete sie mit Frauen aus Südkurdistan im Forschungszentrum für Jineolojî. Eines ihrer laufenden Projekte war die Einrichtung einer kurdischen Frauenbibliothek, die nach ihrem Tod von Mitstreiterinnen eröffnet wurde. Am 4. Oktober 2022 wurde Nagihan Akarsel auf dem Weg zu der Frauenbibliothek in Silêmanî vor ihrer Wohnung erschossen. Ihr Mörder Ismail Peker wurde in einem türkischen Gefängnis vom MIT rekrutiert und in Südkurdistan zu lebenslanger Haft verurteilt. Die internationale Initiative „Gerechtigkeit für Nagihan Akarsel“ fordert die Bestrafung seiner Auftraggeber und Sanktionen, um weitere Attentate zu verhindern.