Veranstaltungsreihe: Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien
In Oldenburg hat am Montag der Auftakt zu der Veranstaltungsreihe „Jin Jiyan Azadî – Die Errungenschaften der Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien“ mit begleitender Ausstellung stattgefunden. Vom 5. bis zum 21. Mai zeigen der Verein Städtepartnerschaft Oldenburg-Raqqa e. V. und die Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen die von Kongra Star, Women Defend Rojava und dem Europakomitee der Stiftung der freien Frau in Syrien (WJAS) konzipierte Ausstellung im Foyer der städtischen Kinderbibliothek in der Peterstraße. Dazu gibt es fünf Begleitveranstaltungen.
Die erste Veranstaltung wurde von Annett Bender vom Europakomitee der Frauenstiftung WJAS gestaltet. Die Referentin berichtete über die Entstehung der Ausstellung, die aktuelle Situation und Stimmung der Frauen in Nord- und Ostsyrien nach der Machtübernahme der HTS und die Arbeit der Stiftung der Freien Frau in Syrien. Zuletzt bereiste sie im März 2025 die Region, ihre dort gesammelten Eindrücke und Begegnungen schilderte sie mit vielen eindrucksvollen Bildern.
Die Ausstellung ist montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von Montag bei Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie Samstag von 12 bis 14 Uhr sind Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins vor Ort und stehen für Gespräche zur Verfügung. Der Ausstellungsort und die Orte der Begleitveranstaltungen sind (mit Ausnahme des Kurdischen Abends) räumlich barrierefrei.
Weitere Veranstaltungen in der Reihe
Jineolojî und die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien – Erfahrungen und aktuelle Perspektiven
Zeit: Freitag, 9. Mai, 18:00 Uhr
Ort: ALSO, Donnerschweer Str. 55
Referentin: Lena Wilderbach
„Jineolojî“ kommt aus dem Kurdischen und bedeutet Wissenschaft der Frauen und des Lebens. Sie wird seit 2008 von der Frauenbewegung Kurdistans entwickelt und mittlerweile beteiligen sich Frauen aus aller Welt an Forschungsgruppen, Projekten und Netzwerken der Jineolojî. Jineolojî formuliert eine radikale Kritik an patriarchalen und kolonialen Wissenssystemen und ruft uns dazu auf, gemeinsam freiheitliche und ganzheitliche Formen des Wissens und des Lebens zu entwickeln. In Zeiten globaler Krisen und Kriege eröffnen die Erfahrungen und Perspektiven der Frauenbewegung Kurdistans und damit auch der Jineolojî neue Wege. Wie können wir uns wirkungsvoll gegen zerstörerische Kriege und Machtpolitik stellen und im Hier und Jetzt eine Gesellschaft entwickeln, die auf Frauenbefreiung, radikaler Demokratie und Ökologie beruht?
Unsere Referentin wird eine Einführung in die Jineolojî und Perspektiven der Frauenbewegung Kurdistans und ein kurzes Update zur aktuellen Lage in Nord- und Ost Syrien geben und besonders dazu, welche Rolle die Frauenbewegung in diesen Zeiten spielt.
Demokratie in Syrien? Die Errungenschaften der Frauen verteidigen!
Zeit: Dienstag, 13. Mai, 19:00 Uhr
Ort: PFL, Peterstr. 3
Referentin: Nele Möhlmann
In Syrien gibt es seit Ende November 2024 eine neue Stufe der Eskalation im langwährenden Krieg.
Noch ist unklar, wohin es das Land treibt. Der Vielvölkerstaat ist in Aufruhr, viele interne und externe Interessen zerren an Boden und Menschen und das Leid findet kein Ende. Im Nordosten des Landes existiert seit über zehn Jahren eine Demokratische Selbstverwaltung (DAANES), die neben dem Assad-Regime existiert hat. Ihre Grundpfeiler sind Basisdemokratie, Frauenbefreiung und Ökologie. Dieses Projekt findet international wenig Aufmerksamkeit und ist aktiv bedroht – obwohl es einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung des gesamten Landes und zum Frieden unter den Völkern und Religionsgruppen beitragen kann. Doch immer wieder greift die Türkei die Infrastruktur an und tötet gezielt Aktivistinnen und Journalistinnen.
Wie leben die Frauen dort in dieser Situation? Was sind ihre Kämpfe, wie verteidigen sie ihr Land und ihre Erde und was hat das mit uns zu tun?
Gemeinsam mit Nele Möhlmann, Frauenrechtlerin und freie Journalistin, die gerade aus der Region zurückgekehrt ist, wollen wir die aktuelle Situation vor allem der Frauen in Wort, Bild und Ton beleuchten und diskutieren.
Kurdischer Abend
Zeit: Freitag, 16. Mai, 18:00 Uhr
Ort: KinOLaden, Wallstr. 24
ACHTUNG: Der Zugang ist nicht barrierefrei!
Gäste: Gruppe Zelal
Die kurdische Frauengruppe Zelal aus Aurich lädt zu einem besonderen Abend voller Musik und Tanz ein. Es gibt auch die Möglichkeit, köstliche kurdische Gerichte zu probieren. Die Frauen von Zelal kommen aus verschiedenen Regionen Kurdistans (Türkei und Syrien). Fragen zur politischen Situation dort sind willkommen. Kommen Sie vorbei und erleben Sie die reiche Kultur der kurdischen Gemeinschaft!
Abschlussveranstaltung
Ort: PFL, Peterstr. 3
Zeit: Dienstag, 20. Mai, 19:00 Uhr
Inmitten des Krieges in Syrien entstand 2016 das ökologische Frauendorf Jinwar- der „Ort der Frauen“ – in der Nähe der nordostsyrischen Kleinstadt Dirbêsiyê. Frauen unterschiedlichster Herkunft (Ezidinnen, Christinnen, Muslima, Kurdinnen, Suryoge und Araberinnen…) haben gemeinsam das Ziel, einen alternativen, friedlichen Ort zu schaffen, an welchem sie frei von jeglicher Gewalt zusammenleben können. Das Dorf wurde auf dem Prinzip der Selbstversorgung gegründet, um Frauen die Möglichkeit zu geben, für ihre eigenen Grundbedürfnisse aufzukommen. Aufgebaut auf den Werten der Revolution in Rojava wie Demokratie, Ökologie und Frauenbefreiung soll das Dorf Frauen aller Kulturen und Religionen sowie ihren Kindern ein Zuhause bieten. Der 40minütige Film „Jinwar“ porträtiert das Leben im Frauendorf.
Der Abend wird musikalisch eingeleitet mit Liedern in den verschiedenen Sprachen Mesopotamiens (verbunden mit der Einladung zum Mitsingen). Wir beenden den Abend und damit auch die Ausstellung mit einem gemeinsamen Govend (traditioneller Folkloretanz Kurdistans).
Die Veranstalter:innen
Der Verein „Städtepartnerschaft Oldenburg-Raqqa e.V.“ wurde im November 2023 gegründet. Er setzt sich für die Völkerverständigung zwischen den Menschen in Deutschland und den Menschen im Gebiet der DAANES in Nord- und Ostsyrien ein. Ein Schwerpunkt ist dabei die Partnerschaft mit der Stadt Raqqa.
Die „Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen“ fördert die Diskussion einer Gesellschaftspolitik nach ökologischen, basisdemokratischen und gewaltfreien Grundsätzen.