Frauenzentrum Zîn stärkt Frauen in Agirî
Mit dem Ziel, Frauen in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe zu stärken und ihre Potenziale sichtbar zu machen, hat die Stadtverwaltung von Agirî (tr. Ağrı) im Februar das Zîn Frauenberatungs- und Solidaritätszentrum eröffnet. In den ersten drei Monaten nach Eröffnung haben bereits hunderte Frauen das Angebot genutzt.
Das Zentrum bietet ein breites Spektrum an Aktivitäten: Neben kunsthandwerklichen und musikalischen Kursen stehen auch psychologische und juristische Beratung, Sportangebote sowie Kinderbetreuung auf dem Programm. Getragen wird das Projekt von der Partei der Völker für Gleichberechtigung und Demokratie (DEM), die bei den Kommunalwahlen 2024 die Stadtverwaltung übernommen hatte.
Räume für Bildung, Austausch und kreative Entfaltung
„Unser Ziel war es, Frauen aus der gesellschaftlichen Isolation zu holen“, erklärt Hazal Aras, Ko-Bürgermeisterin von Agirî. Die Stadt gilt als traditionell-konservativ, was die gesellschaftliche Sichtbarkeit von Frauen erschwert. Mit dem Zentrum wolle man gezielt Räume schaffen, in denen Frauen sich bilden, vernetzen und ausdrücken können.

Besonderen Stellenwert nimmt dabei der kulturelle und künstlerische Bereich ein. „Viele Frauen verfügen über kreative Talente, die im Alltag unterdrückt oder übersehen werden“, so Aras. Angeboten werden unter anderem Kurse in Malerei, Musik – von Langhalslaute bis Klavier– und traditioneller Teppichweberei. Letztere ist nicht nur ein Ausdruck kultureller Identität, sondern auch ein Mittel der Selbstverwirklichung.
Sport, Beratung und geschützte Räume
Ein weiteres Angebot des Zentrums ist ein Fitnessraum – als Antwort auf die vielfach bewegungsarme Lebensweise vieler Frauen in der Region. Daneben gibt es psychologische Beratungen, deren Einrichtung auf den Ergebnissen einer vorherigen Bedarfsanalyse basiert. „Viele Frauen erleben Konflikte zwischen traditionellen Rollenvorstellungen und modernen Lebensrealitäten. Sie brauchen geschützte Räume, um darüber sprechen zu können“, so Aras.
Hazal Aras
Auch rechtliche Beratung wird angeboten – insbesondere für Frauen, die von Gewalt oder Diskriminierung betroffen sind. „Die Zahl der Gewalttaten gegen Frauen ist in den letzten Jahren gestiegen“, sagt Aras. „Deshalb ist es wichtig, dass Frauen ihre Rechte kennen und anwaltliche Unterstützung bekommen können.“
Bildung zu Geschlechterrollen und Gleichstellung
Neben direkten Unterstützungsangeboten will das Zentrum auch zur gesellschaftlichen Sensibilisierung beitragen. Regelmäßig werden Seminare zur Geschlechtergerechtigkeit angeboten. Sie richten sich zunächst an das eigene Personal und später auch an die Stadtgesellschaft: „Was bedeutet Geschlechterungleichheit? Wie entsteht sie? Welche Rollen werden Frauen zugeschrieben?“, erklärt Aras. Diese Fragen sollen künftig monatlich in unterschiedlichen Stadtvierteln thematisiert werden.

Zugang für Frauen mit Kindern – und alle Altersgruppen
Damit auch Mütter an den Angeboten teilnehmen können, wurde im Zentrum ein Spielbereich für Kinder eingerichtet. „Wir wollen, dass keine Frau aus Sorge um ihre Kinder zu Hause bleiben muss“, so Aras. Während die Mütter Kurse besuchen, können die Kinder im Spielbereich betreut werden.
Das breite Angebot zieht eine vielfältige Teilnehmerschaft an – von jungen Frauen bis zu Seniorinnen. „Unsere älteste Teilnehmerin ist 75 Jahre alt“, berichtet Aras stolz. „Wir wollen ein Ort für alle Frauen sein – unabhängig von Alter, Hintergrund oder sozialer Lage.“
Erstes Projekt nach gewonnener Wahl
Das Frauenberatungszentrum Zîn war das erste Projekt, das die DEM-geführte Stadtverwaltung von Agirî nach der Kommunalwahl ansteuerte. Es ist Teil einer frauenpolitischen Strategie der DEM-Partei, die in mehreren kurdischen Kommunen ähnliche Einrichtungen plant. Der Name „Zîn“ verweist auf die Figur aus dem bekannten kurdischen Liebesepos „Mem û Zîn“ und gilt als Symbol für weibliche Stärke und Widerstand.