Friedensmütter von Ankara abgewiesen

Eine Delegation kurdischer Friedensmütter und Angehöriger von hungerstreikenden Gefangenen darf nicht nach Ankara, um Gespräche mit verschiedenen Parteien und dem Justizministerium zu führen. Seit Stunden harren die Frauen mitten auf der Autobahn aus.

Eine rund 100-köpfige Delegation, bestehend aus Friedensmüttern und Angehörigen von politischen Gefangenen, darf nicht in die türkische Hauptstadt Ankara reisen, um Gespräche mit verschiedenen Parteien und dem Justizministerium zur Situation des Massenhungerstreiks in den Gefängnissen zu führen.

Die Delegationsmitglieder waren am Dienstagmorgen aus den nordkurdischen Provinzen Wan (Van), Mêrdîn (Mardin), Êlih (Batman) und Amed (Diyarbakir) aufgebrochen, um bei Gesprächen mit den Behörden der Forderung der Hungerstreikbewegung nach Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan Nachdruck zu verleihen. In Gölbaşı, einem Landkreis der Provinz Ankara, ist die Delegation von der Polizei gestoppt worden. Seit Stunden harren die Frauen mitten auf der Autobahn aus.

Eine von ihnen ist Afife Kartal. Sie erklärte, die Polizei habe angekündigt, keinem Mitglied der Delegation die Weiterfahrt nach Ankara zu gewähren. „Wir sollten gefälligst in unsere Fahrzeuge steigen und zurückfahren, wurde uns gesagt”, berichtet Kartal. „Wir werden uns aber keinen Fußbreit wegbewegen und unsere gefangenen Kinder nicht alleinlassen. Unser Widerstand wird genau hier solange weitergehen, bis unsere Delegation nach Ankara darf. Wir werden nicht erlauben, dass unsere gefangenen Kinder sterben“, sagte Kartal.

Die Forderung des Hungerstreiks

Leyla Güven, Initiatorin der länderübergreifenden Hungerstreikbewegung, verweigert seit dem 7. November 2018 die Nahrungsaufnahme. In Straßburg findet seit 106 Tagen ein Hungerstreik statt, an dem sich 14 Aktivistinnen und Aktivisten beteiligen. Auch in Amed, Hewlêr (Erbil), Wales, Genf, Duisburg, Nürnberg, Den Haag, Wien, Toronto und vielen anderen Städten sind Kurden in unbefristete Hungerstreiks getreten. In den Gefängnissen der Türkei haben sich am 16. Dezember zunächst rund 300 Gefangene der Aktion angeschlossen. Seit dem 1. März sind es sogar 7.000 politische Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren, die sich an dem Massenprotest beteiligen.

Mit dem Hungerstreik werden Bedingungen für Abdullah Öcalan gefordert, unter denen er arbeiten und sich für eine Lösung der kurdischen Frage einsetzen kann. Außerdem werden regelmäßige Kontakte seiner Anwälte und Angehörigen zu Öcalan verlangt. Dem PKK-Gründer wird die Kommunikation mit seinem Anwaltsteam seit 2011 verweigert. In den vergangenen zweieinhalb Jahren konnte nur sein Bruder Mehmet Öcalan ihn zweimal für wenige Minuten sehen. Die Gefängnisinsel Imrali ist vollkommen von der Außenwelt abgeriegelt.