Seit dem 7. November 2018 befindet sich die HDP-Politikerin Leyla Güven im unbefristeten Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan, dem Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung. Seither haben sich über 7.000 politische Gefangene in der Türkei, sowie zahlreiche Aktivist*innen in Süd- und Nordkurdistan, Frankreich, Deutschland, Österreich, Wales und anderen Ländern Leyla Güven angeschlossen.
In Solidarität mit der kurdischen Hungerstreikbewegung hat das Rojava-Komitee Zürich unter dem Motto „Wir haben die Stimme des Widerstandes gehört – und wir wollen diese verbreiten!” eine schweizweite Aktion ins Leben gerufen, um auf die Forderungen der Protestbewegung gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan aufmerksam zu machen. Im Rahmen der Kampagne werden deshalb am kommenden Samstag 7.000 Transparente für jede*n der Hungerstreikenden in der gesamten Schweiz aufgehängt. Zum Hintergrund der Aktion teilt das Rojava-Komitee mit:
„Die Gefangenen sind Kämpfer*innen, die ihr Leben einsetzen für eine freie Gesellschaft und diesen Kampf im Gefängnis und im Exil weiterführen. Die totalitären Staaten versuchen mit der Isolation der Gefangenen ihre Identität verschwinden zu lassen um ihren kollektiven Kampf zu vernichten. Im Gefängnis bleibt ihnen ihr Körper als Kampfmittel. Diesen setzen sie ein: Sie sind in den unbefristete Streik getreten, um der Isolation ein Ende zu setzen.
‚Eine Gefangene verfügt über nichts, ausser über ihren Körper’, schreibt Leyla Güven, ‚deswegen habe ich diesen Hungerstreik gestartet. Ich habe viele Jahre den Kampf für die Frauenbefreiung geführt, und ich werden Kampf weiterführen. Der Widerstand wird fruchten, daran glauben wir ununterbrochen’.”
‚Leyla Güven: Symbol des kollektiven und feministischen Widerstands‘
Das Rojava-Komitee kritisiert im Kampagnenaufruf auch die fehlende Präsenz der kurdischen Hungerstreikbewegung in den europäischen Medien und das Desinteresse der Öffentlichkeit an dem Anliegen von unzähligen Menschen. „In allen vier Teilen Kurdistans und weltweit, in Kanada, England und Deutschland haben sich Menschen als Teil dieses solidarischen Widerstands dem Hungerstreik angeschlossen. In Genf ist eine Person vor der UNO im Hungerstreik. In Straßburg sind 14 Personen seit über 100 Tagen im Hungerstreik. Seit letzter Woche sind Hunderte im Sitzstreik vor dem Europaparlament.
Dieser Kampf, der Widerstand bleibt ohne Solidarität isoliert. Das Ziel der Isolation ist, die Kämpfer*innen zum Schweigen zu bringen. Diese Strategie wird in Europa fortgesetzt, es ist eine Strategie des medialen und öffentlichen Schweigens. Gemeinsam können wir dieses Schweigen brechen. Die Solidarität kann den Kampf sichtbar machen. In den Hungerstreiks haben schon fünf Menschen ihr Leben gegeben. Es ist dringend notwendig: Wir müssen die Stimmen der 7000 weitertragen!“
‚Beispiel von Rojava macht uns Mut’
Die politischen Gefangenen in den Haftanstalten der Türkei werden aufgrund ihrer Teilnahme mit Repressionen überzogen. Dazu gehören Disziplinarstrafen in Form von Bunker- oder Einzelhaft, sexuell motivierte Misshandlungen hungerstreikender Frauen, aber auch Festnahmen und Verhaftungen von hungerstreikenden Aktivist*innen in HDP-Büros. „Die Repression gegen die Gefangenen in der Türkei ist der klare Ausdruck des Faschismus und der Diktatur. Es ist ein Angriff gegen ein Projekt, das seine Basis in der Frauenbefreiung, Ökologie und Basisdemokratie hat. Ein Projekt, das mit der Totalisolation von Öcalan, einer wichtigen Schlüsselfigur des Projekts, versucht wird zu verhindern. Aber das Beispiel von Rojava, wo der Kampf von Frauen angeführt wird, macht uns Mut weiter zu machen. Wir sind auch Teil dieses revolutionären Projekts.
Hungerstreiks sind ein starkes Mittel, mit dem schon viel erreicht. Nur durch den Kampf werden wir unsere Ziele erreichen! Die Hungerstreikenden zeigen uns, dass es keinen Grund gibt, aufzugeben. Es ist Zeit, der Isolation ein Ende zu setzten. Die Hungerstreikenden rufen uns alle auf, Widerstand zu leisten. Als wichtiger Schritt gilt es jetzt, die Hungerstreikbewegung sichtbar zu machen”, erklärt das Rojava-Komitee.
Nähere Informationen zu der Solidaritätsaktion am Samstag, den 6. April, und Ideen für Transparente finden sich unter: 7000 gegen Isolation
Rojava-Komitee Zürich
Im Rojava-Komitee sind verschiedene Gruppen und Einzelpersonen aus dem anarchistischen, autonomen, feministischen und kommunistischen Spektrum organisiert, zusammen mit der kurdischen Bewegung in Zürich. Das Komitee steht ausserdem in Kontakt mit verschiedenen Komitees in der Schweiz.