Femizid in Qoser: Hindirin Aydoğan von Ehemann erschossen

Hindirin Aydoğan ist von ihrem Ehemann nach tagelanger Misshandlung in der gemeinsamen Wohnung in der nordkurdischen Kreisstadt Qoser erschossen worden. TJA-Aktivistinnen erklären, dass sie inzwischen täglich von Femiziden hören.

Hindirin Aydoğan ist in Qoser (tr. Kızıltepe, Provinz Mêrdîn/Mardin) von ihrem Ehemann Zeki Aydoğan erschossen worden. Die 45-Jährige wollte offenbar zu ihrer auf der anderen Seite der türkisch-syrischen Grenze in Qamişlo lebenden Familie zurückkehren und wurde von dem Täter in der gemeinsamen Wohnung tagelang misshandelt und am Dienstag mit einer Schusswaffe ermordet. Der Mörder flüchtete nach der Tat. Hindirin Aydoğan wurde noch am selben Abend in Artuklu von Verwandten beerdigt.

Vor dem Trauerhaus in Qoser haben Aktivistinnen der Bewegung Freier Frauen (Tevgera Jinên Azad, TJA) eine Erklärung zu dem Femizid abgegeben. Die Erklärung wurde von Frauenratsmitgliedern der Parteien DBP, HDP und YSP, dem YSP-Abgeordneten Kamuran Tanhan und dem Gewerkschaftsverband KESK unterstützt.

Ayşe Bozan sagte im Namen der TJA, dass erneut eine Frau ermordet worden ist. „Frauen werden seit Jahren ermordet. Seit Jahren wird die schmutzige Mentalität männlicher Herrschaft von der Regierung gegen Frauen eingesetzt. Frauenmörder werden amnestiert. Frauenfeindliches Denken wird systematisiert. Jetzt ist hier in Qoser eine Frau ermordet worden. Ihre Familie sagt, dass sie tagelang gefoltert wurde. Der Mann, mit dem sie verheiratet war, soll ihr die Mordwaffe in die Hand gelegt und geflohen seien. Er ist weg. Wir hören inzwischen täglich von Frauenmorden. Seit der Aufhebung der Istanbul-Konvention werden unsere Errungenschaften von der Regierung angegriffen. Die Regierung will ein neues System aufbauen. Solange wir leben, werden wir diese Mentalität bekämpfen. Wir werden die Errungenschaften von Frauen überall auf der Welt schützen und verteidigen“, so die TJA-Aktivistin.

Mein Mitgefühl gilt der kurdischen Frauenbewegung“

Cihan Sincar, kurdische Politikerin und ehemalige Bürgermeisterin von Qoser, war mit Hindirin Aydoğan verwandt und sagte: „Wir werden solche Dinge erleben, solange diese schmutzige Mentalität existiert. Und wir werden Widerstand leisten, bis dieses Denken aus der Gesellschaft verschwunden ist. Dagegen haben wir immer alle zusammen gekämpft, und das werden wir weiter tun. Alle, die diese Mörder schützen, sollen wissen, dass wir ihnen gegenüber stehen, egal um wen es sich handelt. Wir stehen an der Seite der Betroffenen. Unserem Volk versprechen wir, dass wir bis zum Ende unseres Lebens Rechenschaft für die ermordeten Frauen einfordern werden. Keine Frau ist alleine. Mein Mitgefühl gilt der kurdischen Frauenbewegung.“