Femizid in Einbeck
Die 27-jährige Besma A. ist in Einbeck bei Northeim offenbar von dem Mann ermordet worden, mit dem sie verheiratet war. Kurdische Frauenorganisationen verurteilen den Femizid.
Die 27-jährige Besma A. ist in Einbeck bei Northeim offenbar von dem Mann ermordet worden, mit dem sie verheiratet war. Kurdische Frauenorganisationen verurteilen den Femizid.
Am Mittwoch ist die 27-jährige Besma A. in Einbeck bei Northeim getötet worden. Sie war Mutter von drei kleinen Kindern. Der Täter ist offenbar Cemal A., mit dem sie verheiratet war.
Kurdische Frauenorganisationen haben den Femizid in einer gemeinsamen Erklärung verurteilt:
Nicht das Coronavirus, sondern vom patriarchalen Virus erfasste Männer bringen die Frauen um!
Der heutige Tag, der 15. April 2020, ist der sogenannte rote Mittwoch, an dem wir als kurdisches Volk im Sinne der ezidischen Religion die Entstehung der Welt feiern. Dieser Feiertag ist heute durch eine schlechte Nachricht mit einem düsteren Schatten verdunkelt worden. Eine Frau aus Şengal namens Besma A. (27 Jahre alt), Mutter von drei Kindern (das älteste sechs Jahre alt), wurde von ihrem Ehemann Cemal A. (48 Jahre) ermordet.
Zudem hat der unterdrückerische türkische Staat heute mit Luftangriffen auf das Flüchtlingscamp Mexmûr drei Frauen getötet. Dieser heilige Feiertag ist von dem Blut der kurdischen Frauen in Hildesheim und in Mexmûr befleckt.
Besma A. wurde wie Onalia Çendy in Dortmund Ende Februar dieses Jahres von ihrem Ehemann umgebracht. Beide waren gezwungenermaßen aufgrund des 74. genozidialen Massakers aus Şengal geflohen. Besma wurde mit Cemal E. als zweite Frau verheiratet. Wieder einmal wurden wir Zeuginnen eines Feminizides. Als Frauenbewegung und Frauenorganisationen verurteilen wir diese Angriffe auf das Schärfste. Seit wir von den Morden erfahren haben, sind wir sehr traurig darüber, dass wir nicht rechtzeitig eingreifen, die Frauen nicht unterstützen und mit ihnen ein sicheres Leben ohne Gewalt und Drohungen aufbauen konnten. Wir verbeugen uns in tiefem Respekt im Gedenken an die Ermordeten, wünschen den Angehörigen und dem kurdischen Volk unser herzlichstes Beileid und versprechen, dass wir den Kampf gegen das Patriarchat und mordende Männern unermüdlich fortsetzen und Rechenschaft für die getöteten Frauen einfordern werden.
Es ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass im Zuge der Coronakrise die Gewalt gegen Frauen deutlich angestiegen ist. Weltweit stehen Frauen der Gewalt und Unterdrückung von Männern gegenüber. Seit der Pandemie sind häuslicher Bedrohung und Ermordung ausgesetzt. Frauen, die sich aufgrund der Quarantäne nicht befreien können und deren Hilferufe mögliche Unterstützerinnen nicht erreicht, erleben auf unmenschliche Weise Gewalt und werden umgebracht.
Wir wissen, dass dieser Feminizid nicht das Resultat des Coronavirus ist, sondern des patriarchalen Systems, das in welcher Zeit und in welchem Land auch immer, Frauen überall ins Gefängnis gesteckt und auf den Friedhof gebracht hat. Das patriarchale System und die patriarchale Mentalität haben keinen sicheren Ort für Frauen übrig gelassen. So werden also die „vier Wände” des so genannten sicheren Zuhauses zu einem Gefängnis.
Als Frauenbewegung führen wir auch in diesem Ausnahmezustand unsere Kampagnen und Arbeiten gegen Gewalt fort. Wir wollen Frauen ein Schutzraum bieten. Wir wollen, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Was uns aus der Gewalt und Unterdrückung befreien kann, ist der Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen. Deswegen werden wir uns als Frauen aufrichten, angesichts der Drohungen und Gewalt nicht mehr schweigen, sondern unsere Stimme erheben und unsere Freundinnen und Bekannten, Organisationen und Vereine informieren.
Und nochmals verurteilen wir die Ermordung der ezidischen Frauen und der kurdischen Frauen in Mexmûr an diesem Feiertag auf das Schärfste. Im Namen der unterstützenden Frauen in Europa und Organisationen wie dem Verband der Frauen Kurdistans in Europa (TJK-E), der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V., dem ezidischen Frauendachverband SMJÊ und dem alevitischen Dachverband FEDA sagen wir: Nicht das Coronavirus tötet, sondern die patriarchale Mentalität. Weder eine Pandemie noch die Mörder können unseren Kampf gegen Gewalt an Frauen aufhalten.
* In der ersten Fassung des Artikels hieß es, dass sich der Vorfall in Hildesheim abgespielt hat und Besma A. gegen ihren Willen verheiratet wurde. Diese Informationen wurden von den Frauenorganisationen korrigiert.