In Hannover fand am Samstagmittag eine Gedenkkundgebung an eine 61 Jahre alte Frau statt, die vorletzte Woche in Bückeburg im niedersächsischen Landkreis Schaumburg durch ihren Ehemann ermordet wurde. Mit Kreide wurden Fußabdrücke auf dem Boden gemalt und eine Leine mit roten Kleidungsstücken aufgespannt. Diese stehen symbolisch für die Frauen, die durch Femizide ihr Leben verloren haben. An der Zusammenkunft beteiligte sich auch die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen“.
Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, eine Frau zu töten; an jedem dritten Tag gelingt der Femizid. So steht es in einer Statistik des Bundeskriminalamtes. „Wir wollen nicht stillschweigend zusehen, wenn die männliche patriarchale Gewalt um sich greift. Wir sind hier, um unsere Trauer und unsere Wut zum Ausdruck zu bringen“, sagte Nadja Atay, eine der veranstaltenden Frauen. Weiter führte sie aus: „Femizide sind nur die Spitze eines Eisbergs der Gewalt, die Frauen und andere unterdrückte Geschlechter tagtäglich erleben.“
Die Organisation „Plan International“ hat erst Juni dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass 34 Prozent der befragten Männer im Alter von 17 bis 35 Jahren schon einmal gewalttätig gegen ihre Partnerin geworden sind. Ganze 33 Prozent der Befragten halten solche Gewalt sogar für legitim. Dennoch gibt es noch immer keine rechtliche Definition oder Verankerung von Femizid,
Veranstaltung auf „Ni una menos“-Platz
Das Gedenken fand auf dem Goseriedeplatz statt, der von den Veranstalter:innen auch „Ni una menos“-Platz genannt wird. „Die Umbenennung des Platzes haben wir bereits vor fünf Jahren begonnen, um den Widerstand gegen patriarchale Gewalt hier in Hannover mit dem auf der ganzen Welt in Verbindung zu setzen“ erläutert Nadja Atay. Unter der Parole „Ni Una Menos“, was übersetzt „Nicht eine weniger“ heißt, begannen 2015 in Argentinien Proteste gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Diese weiteten sich anschließend in ganz Lateinamerika und in weiten Teilen der Welt aus und bekräftigten Frauen gegen Femizide und patriarchale Gewalt aufzustehen.