Das Gespräch zwischen Donald Trump und Überlebenden von religiöser Verfolgung auf Einladung des US-Außenministeriums im „Oval Office” in Washington war mit Spannung erwartet worden. Doch der US-Präsident stellte einmal mehr sein Unwissen unter Beweis. An dem Treffen nahm auch die ezidische Genozidüberlebende Nadia Murad, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt in Kriegszeiten den Friedensnobelpreis erhielt, teil. Die 26-Jährige war im August 2014 in Şengal von Dschihadisten der Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) verschleppt und versklavt worden – wie tausende andere Frauen der Minderheit.
Die Arbeit und das Anliegen von Nadia Murad schien für Donald Trump allerdings etwas völlig Neues zu sein. Als die Ezidin, die seit September 2016 die erste UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel ist, dem US-Präsidenten darüber berichtete, wie ihre Mutter und ihre sechs Brüder umgebracht wurden und weiterhin 3.000 Ezidinnen vermisst werden, fragte Trump erstaunt: „Und Sie haben den Nobelpreis erhalten? – Das ist unglaublich. Wofür wurde er Ihnen übergeben?”
Trump: „Ich kenne die Gegend gut”
Nach kurzem Zögern antwortete Murad: „Nach allem, was mir zugestoßen ist, habe ich nicht aufgegeben. Ich mache jedem klar, dass der IS tausende ezidische Frauen vergewaltigt hat.” Sie bat Trump, „etwas zu unternehmen”. Er solle die irakische Zentralregierung und die Autonomieregierung in Südkurdistan (Nordirak) dazu bewegen, für eine sichere Rückkehr der Ezid*innen zu sorgen.
Trump, der für sich in Anspruch nimmt, das selbsternannte Kalifat des sogenannten IS zerstört zu haben, war sichtlich ratlos: „Aber der IS ist weg”, wandte er ein. „Und nun sind es die Kurden und wer?”, fragte er anschließend, um nur kurz darauf zu versichern: „Ich kenne die Gegend gut”.
Murad erläuterte dem US-Präsidenten, dass viele Ezid*innen gefährliche Fluchtrouten eingeschlagen hätten, um sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen. Die Aufnahme von ezidischen Schutzsuchenden in Deutschland war von Trump wiederholt scharf kritisiert worden.
Schon mal etwas von den Rohingyas gehört?
Ähnlich erstaunt reagierte Trump, als ein Vertreter der Rohingya vom Schicksal seiner muslimischen Minderheit in Myanmar erzählte. Dabei hatte die Trump-Regierung noch am Tag zuvor einem hohen Militär und drei weiteren Beamten Myanmars die Einreise in die USA verboten und die Gewalt gegen die Rohingya als „ethnische Säuberung” bezeichnet.