Das in Düsseldorf ansässige Kurdische Frauenbüro für Frieden e.V. – Cenî bezeichnet die vergangene Nacht gestartete Luftoffensive des türkischen Staates als „Kriegserklärung gegen alle demokratischen Kräfte“ und weist darauf hin, dass eine Krankenstation und ein Flüchtlingscamp unter den Angriffszielen waren:
In der Nacht zum 15. Juni hat der türkische Staat unter dem Namen „Adlerklaue“ eine weitere Militäroperation gegen die kurdische Bevölkerung gestartet. In der Nacht wurden das Flüchtlingslager Maxmur, die Bradost-Region und Gebiete in Shengal im Nordirak von mindestens 50 Kampfflugzeugen bombardiert. Auch ein Krankenhaus in der Shengal-Region wurde bombardiert. Nach den Bombardierungen entstand ein Flächenbrand um das Flüchtlingscamp herum. Angaben über die Anzahl der Verletzten und Toten liegen noch nicht vor.
In Maxmur leben über 12.000 Kurdinnen und Kurden, die Anfang der 90er Jahre vor dem Staatsterror der Türkei geflohen sind. Damals wurden mehr als 3000 kurdische Dörfer niedergebrannt und die kurdischen Bewohner*innen verschleppt und hingerichtet. Das selbstorganisierte Flüchtlingscamp Maxmur steht unter dem Schutz der UN. In der Region Shengal leben Überlebende des Genozids und Feminizids des sog. Islamischen Staats (IS). Trotz der Entvölkerungspolitik sind hunderte von ezidischen Familien wieder nach Shengal zurückgekehrt und haben begonnen, ihre zerstörten Häuser und Infrastruktur wieder aufzubauen. Ezidische Frauen haben beschlossen, sich nicht länger auf den Schutz der staatlichen und internationalen Kräfte zu verlassen, die sie während der Angriffe des IS schutzlos zurückgelassen hatten, und haben ihre Selbstverteidigung organisiert.
Menschen, die so viel Würde besitzen, dass sie allen Angriffen trotzen und an ihrer Vorstellung eines selbstbestimmten Lebens festhalten, werden einmal mehr von völkerrechtswidrigen Angriffen heimgesucht. Luftschläge gegen Krankenhäuser und Flüchtlingscamps, offenbar unter Billigung internationaler Kräfte – das ist eine Kriegserklärung gegen alle demokratischen Kräfte. Das herrschende System befindet sich im Krieg gegen die Gesellschaften. Immer stärker wird deutlich, dass dem System nur noch die offene Gewalt bleibt, um Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung fortzusetzen.
Wir verurteilen die völkermörderischen Angriffe des türkischen Staates und das Schweigen der internationalen Gemeinschaft. Wir rufen alle demokratischen Kräfte dazu auf, sich vom patriarchalen, völkermörderischen System zu lösen und ihre Selbstorganisierung aufzubauen. Wir rufen dazu auf, gegen die Angriffe Haltung einzunehmen und auf die Straßen zu gehen!
Bijî Berxwedanê gelê Kurd! - Es lebe der Widerstand der Kurd*innen! Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein! Alle zusammen gegen den Faschismus! Jin Jiyan Azadî! - Frauen Leben Freiheit!