Buldan: Nordsyrien stellt keine Gefahr für die Türkei dar

„Anders als die AKP/MHP-Regierung behauptet, stellt das demokratische Regierungsmodell in Nordostsyrien keine Bedrohung für die Türkei dar. Die wahre Gefahr ist die verordnete Kriegspolitik“, erklärte die HDP-Vorsitzende Pervin Buldan in Ankara.

Die Frauenfraktion der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hat im Vorfeld des internationalen Kampftages gegen Gewalt an Frauen am 25. November eine Sitzung mit geladenen Gästen in Ankara abgehalten. An der Versammlung nahmen Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA und der Friedensmütter-Initiative sowie Mitglieder des Gewerkschaftsbundes der Angestellten im öffentlichen Dienst (KESK) und weiterer Frauenorganisationen teil.

Die Sitzung wurde dem Gedenken an die in Südkurdistan vom türkischen Geheimdienst ermordete Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel und der in Teheran von der iranischen Sittenpolizei ermordeten Kurdin Jina Amini gewidmet.

 

Die HDP-Vorsitzende Pervin Buldan begrüßte die Anwesenden auf Kurdisch und ging in ihrer Rede vor allem auf die Kriegspolitik gegen Kurdistan ein. Einleitend sprach Buldan den Angehörigen der Todesopfer des dubiosen Angriffs auf Karkamış aus. In dem Ort in der Provinz Gaziantep (ku. Dîlok) sind am Montag laut staatlichen Angaben drei Menschen durch einschlagende Granaten getötet und sechs verletzt worden. Karkamış liegt nahe dem Grenzübergang zur nordsyrischen Grenzstadt Dscharablus, die sich innerhalb der türkischen Besatzungszone befindet. Seit dem 24. August 2016 ist die Stadt, nachdem die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) sie der Türkei kampflos übergeben hatte, von der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Milizen besetzt. Die türkische Regierung macht die YPG für den Angriff verantwortlich, die am nächsten zu Karkamış gelegenen YPG-Positionen befinden sich jedoch über 30 Kilometer Luftlinie entfernt.

Die Regierung nimmt keine Rücksicht auf Menschenleben“

„Der Krieg fordert weiterhin Menschenleben. Ich wünsche denjenigen, die ihr Leben verloren haben, vor allem im Bezirk Karkamış in Antep, Gottes Gnade und den Familien, Verwandten und unserem ganzen Volk mein Beileid. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung. Wir spüren den Schmerz über die Verluste in unseren Herzen. Wie wir schon immer gesagt haben, ist der Krieg die größte Zerstörung, die größte Katastrophe und das unglücklichste aller Leiden. Das spüren wir als Frauen und Mütter am meisten. Die AKP/MHP-Koalition folgt einer Kriegsmentalität und nimmt keine Rücksicht auf Menschenleben, um sich an der Macht zu halten“, so die HDP-Vorsitzende.

Der Anschlag von Istanbul war kein Zufall“

Pervin Buldan erklärte, dass die türkische Regierung die am Wochenende eingeleitete Angriffswelle auf Nordsyrien und Nordirak mit dem Bombenanschlag auf der Istiklal-Straße in Istanbul gestartet habe: „Die finstere Explosion in Istanbul kurz vor Beginn der Luftoperation und der Angriffe auf zivile Siedlungen in Nord- und Ostsyrien ist definitiv kein Zufall. Es gibt viele Fragezeichen, die geklärt werden müssen. Ich möchte der Regierung, die auf Kriegspolitik setzt, anstatt diese Dunkelheit aufzuklären, ganz klar sagen: Diese Spiele werden nicht funktionieren. Anders als die AKP/MHP-Regierung behauptet, stellt das demokratische Regierungsmodell in Nordostsyrien keine Bedrohung für die Türkei dar. Die wahre Gefahr für die gemeinsame Zukunft der Völker ist die von der AKP/MHP verordnete Kriegspolitik."

Hände weg von Rojava!

Von der Regierung forderte Pervin Buldan die sofortige Beendigung des Krieges: „Dieser Krieg und die Zerstörung, die Sie den Völkern Nord- und Ostsyriens, dem kurdischen Volk und den Frauen zugefügt haben, wird Ihnen niemals zur Macht verhelfen! Ich sage es ganz deutlich: Beenden Sie diese Kriegspolitik sofort! Die Lösung der Probleme liegt im Dialog und in Verhandlungen. Wir alle wissen sehr gut, dass es kein einziges Problem gibt, das mit einer Politik der Konflikte und der Gewalt gelöst werden kann. Dieser Fehler muss so schnell wie möglich behoben werden. Hände weg von den Menschen in Syrien! Hände weg von Nord- und Ostsyrien.“