Bürgermeisterin nach Corona-Verdacht unter Quarantäne

Die inhaftierte Ko-Bürgermeisterin von Şemrex, Nalan Özaydın, befindet sich seit drei Tagen wegen Verdacht auf eine Corona-Infektion in einem Krankenhaus in Mêrdîn unter Quarantäne.

Die abgesetzte Ko-Bürgermeisterin der nordkurdischen Stadt Şemrex (Mazıdağı), Nalan Özaydın, befindet sich mit Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus unter Quarantäne. Bereits vor drei Tagen wurde Özaydın auf die Quarantäne-Station des staatlichen Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Mêrdîn (Mardin) verlegt.

Die seit vergangenem November auf Betreiben des türkischen Innenministeriums inhaftierte HDP-Politikerin befand sich zuletzt im Frauengefängnis in der südtürkischen Stadt Tarsus. Vor etwa drei Wochen kam sie aufgrund ihrer Asthma-Erkrankung und Panikattacken in ein örtliches Krankenhaus. Letzten Samstag wurde sie auf Antrag ihrer Anwälte hin nach Mêrdîn verlegt. Vor ihrer Überstellung in das dortige Hochsicherheitsgefängnis musste sie sich einer Gesundheitsüberprüfung unterziehen. Die Ärzte bescheinigten ihr nach Röntgenaufnahmen des Brustkorbs einen konkreten und dringenden Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion. Die Testergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.

Ende letzter Woche ist die Anklageschrift gegen Nalan Özaydın bei einem Gericht in Mêrdîn eingereicht worden. Der Politikerin wird unter anderem im Zusammenhang mit Aktivitäten für die Frauenkooperative Sarya „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vorgeworfen. Bei der Genossenschaft handelte es sich um eines der ersten Projekte der im März 2019 neugewählten HDP-Stadtverwaltung, da zuvor während der dreijährigen Zwangsverwaltung keinerlei Ausgaben für Frauenprojekte stattfanden und bestehende Einrichtungen systematisch zerschlagen wurden. 

Das Land der Kooperative hatten örtliche Bauern gespendet, die Aussaat stellte die Kooperative aus ihrem eigenem Budget. Das anvisierte Ziel war es, hunderte von Frauen zu erreichen und einen Markt zu schaffen. Als erste Handlung wurden grünen Bohnen angepflanzt. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Mardin handele es sich dabei um einen terroristischen Akt, da „zweckgerichtetes Zusammenwirken in Kooperativen, Räten und Kommunen typisch für das Handlungsmuster der KCK“ (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) seien. Bei einer Verurteilung droht Özaydın eine langjährige Freiheitsstrafe.