Bis zu 35 Jahre Haft für Ayşe Gökkan gefordert

Im Prozess gegen die TJA-Sprecherin Ayşe Gökkan in Amed hat die Staatsanwaltschaft bis zu 35 Jahre Freiheitsstrafe gefordert. Die kurdische Journalistin und Feministin ist seit Januar in Untersuchungshaft.

In Amed (tr. Diyarbakir) ist der Prozess gegen die kurdische Politikerin Ayşe Gökkan fortgesetzt worden. Die inhaftierte Sprecherin der „Bewegung freier Frauen“ (TJA) soll laut Anklage eine Führungsposition in einer terroristischen Organisation innehaben. An ihrem eigenen Prozess konnte die Angeklagte nicht teilnehmen, nach offiziellen Angaben gab es einen Systemausfall bei der Videoübertragung zwischen Gefängnis und Gerichtssaal. Sie wurde bei der Verhandlung von ihren Verteidigerinnen Berfin Gökkan, Özüm Vurgun und Gözde Engin vertreten.

Zahlreichen Prozessbeobachterinnen, darunter die HDP-Abgeordneten Semra Güzel und Remziye Tosun, TJA-Aktivistinnen, Mitglieder des Frauenvereins Rosa, unabhängige Feministinnen und Angehörige, wurde der Zutritt zum Gerichtssaal verwehrt.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Freiheitsstrafe zwischen 16 und 35 Jahren. Das Gericht lehnte einen Antrag auf Haftentlassung gegen Meldeauflagen wegen der vermeintlichen „Schwere der Schuld“ ab. Die Verhandlung wurde auf den 13. September vertagt.

Ayşe Gökkan: Mutige Vorkämpferin der Frauen- und Demokratiebewegung

Die 1965 geborene Journalistin und Feministin Ayşe Gökkan ist Sprecherin der TJA und auch international als Aktivistin bekannt, die für die Demokratisierung der Gesellschaft einen unermüdlichen Kampf führt. Auf internationalen Frauenplattformen und Konferenzen hat sie einen bedeutenden Beitrag für den Kampf gegen Gewalt an Frauen und für eine einflussreiche Beteiligung von Frauen an politischen Prozessen geleistet. 2009 wurde sie mit 83 Prozent der Stimmen zur Bürgermeisterin der Kreisstadt Nisêbîn (Nusaybin) gewählt.

Seit Januar ist sie im Gefängnis, nachdem in einem der 215 Prozesse gegen sie Haftbefehl erlassen wurde. Es ist nicht ihre erste Inhaftierung, zuletzt saß sie 2017 fünf Monate lang in Untersuchungshaft.