Berlin: Frauensolidarität von Kurdistan bis Afghanistan

Unter dem Motto „Von Kurdistan bis Afghanistan: Kämpfende Frauen werden das freie Leben erschaffen!“ hat die kurdische Frauenbewegung in Berlin zusammen mit internationalistischen feministischen Gruppen eine Solidaritätskundgebung organisiert.

Zu einer gemeinsamen Solidaritätskundgebung für die Frauen in Afghanistan hat am frühen Mittwochabend in Berlin der kurdische Frauenrat Dest-Dan zusammen mit dem ezidischen Frauenrat und den Ortsgruppen von Women Defend Rojava sowie der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“ aufgerufen. Diese stand unter dem Motto „Von Kurdistan bis Afghanistan: Kämpfende Frauen werden das freie Leben erschaffen!“ Etwa 150 Menschen fanden sich gegen 18 Uhr am Alexanderplatz zusammen und setzten ein Zeichen für Frauenbefreiung und internationale Solidarität mit den Frauen und Mädchen Afghanistans.

Nach einer Ansprache wurde zunächst eine Erklärung der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) verlesen. Das KJK-Komitee für demokratische Beziehungen und Bündnisse hatte bereits vor einigen Tagen eine Stellungnahme zum Vormarsch der islamistischen Taliban aus der Perspektive der kurdischen Frauenbewegung veröffentlicht und Frauen weltweit dazu aufgerufen, ihre Stimme zu erheben für ihre „Schwestern in Afghanistan” und deren Leben, Errungenschaften und Träume zu verteidigen. „Diejenigen, die heute Afghanistan an die Taliban übergeben haben, und diejenigen, die gestern zugelassen haben, dass Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî von der Türkei besetzt werden, sind die gleichen Mächte. Diejenigen, die gestern grünes Licht für die türkische Invasion in Rojava und Nordostsyrien gegeben haben, wiederholen heute das gleiche Szenario in Afghanistan“, heißt es darin.

Situation ist Ergebnis von imperialistischem Machtstreben

Anschließend hielt eine Vertreterin von „Gemeinsam Kämpfen!” eine Rede und sprach an, dass die Situation in Afghanistan ein Ergebnis von „imperialistischem Machtstreben” sei, das die Taliban zu ihrer aktuellen Stärke gebracht hätte. „Wir tragen eine Verantwortung, dem jahrzehntelangen Terror- und Mordregime der Taliban genauso ein Ende zu setzen wie der imperialistischen Politik des Westens, auf dessen Grundlage solche Gewalt erst möglich wird“, so die Aktivistin.

Nach der Rede gab es einen Beitrag von Mehmooda, einer Aktivistin der Revolutionären Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA). Da sie selbst nicht anwesend sein konnte, wurde der Redebeitrag auf Englisch und auf Persisch verlesen. „Viele Völker können von Afghanistan lernen und verstehen, dass keine imperialistische Kraft einer Nation Freiheit und Wohlstand bringen will und wird“, wurde Mehmooda zitiert.

Verantwortung der deutschen Politik für Lage in Afghanistan

Es wurden auch einige spontane Redebeiträge gehalten. Unter den anwesenden afghanischen Aktivist:innen war auch Shafer Muzgan aus Wolfsburg, die sich seit vielen Jahren für Frauenrechte engagiert. Sie trug ein selbstgeschriebenes Gedicht vor, in dem die Wut und der Schmerz über „das Bluten ihres Landes“ zum Ausdruck kam. Anschließend sprach Fariba, die eine afghanische Frauengruppe im Frauentreff Rosa leitet. Auch eine Vertreterin der Organisierung „Zora“ richtete einige Worte an die Kundgebung. Sie betonte vor allem die Verantwortung der deutschen Politik, etwa durch Menschenrechtsverbrechen der Bundeswehr und durch Abschiebungen nach Afghanistan in den letzten Jahren. Am Ende der Kundgebung hielt noch der Vertreter des afghanischen Kulturvereins in Berlin eine Rede zur Situation von Afghan:innen in Deutschland und der aktuellen Lage in Afghanistan.

Kampf um Frauenbefreiung wichtige Grundlage für Frieden

Eine Aktivistin von Dest-Dan resümierte zum Abschluss: „Bei dieser Veranstaltung wurden verschiedene Verbindungen geschaffen und gemeinsam deutlich gemacht, dass der Kampf um die Befreiung von Frauen eine wichtige Grundlage für Frieden ist – in Kurdistan, in Afghanistan und weltweit.”