TJK-E: „Wir werden die Stimme der Frauen aus Afghanistan sein!“

Die kurdische Frauenbewegung in Europa erklärt ihre Solidarität mit den kämpfenden Frauen in Afghanistan und weist auf die geplante Neuordnung des Mittleren Ostens hin. In mehreren Städten finden heute Solidaritätsbekundungen statt.

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) erklärt ihre Solidarität mit den Frauen in Afghanistan. Angesichts der rasend schnellen Machtübernahme der Taliban schreibt die Frauenbewegung: „Seit Jahrhunderten werden die Völker des Mittleren Ostens den Angriffen der Kolonialmächte und ihren schmutzigen Beziehungen zu den reaktionären Kräften der Region geopfert. Das Einzige, was diese Mächte den leidenden Menschen im Mittleren Osten geboten haben, war eine Vertiefung der Ausweglosigkeit. Demokratie, Frauenbefreiung, die Zerstörung der Natur und Geschichte haben für diese Mächte keine Bedeutung, außer als ein Mittel ihrer Demagogie. Der Glaube, dass Werte der Menschheit von außen importiert werden können, hat immer zur Frustration geführt. Staaten wie Großbritannien, Deutschland, Frankreich und insbesondere die USA bilden die NATO, die größte Kriegsorganisation der Welt. Die Türkei als NATO-Mitglied und ihr Kettenhund hat mit ihren paramilitärischen Kräften dem Mittleren Osten nur Blut, Tränen, Tod und Massaker gebracht."

Der Vormarsch kam nicht von selbst, es handelt sich um ein Neugestaltungsprojekt“

Weiter heißt es in der Erklärung: „Die aktuelle Situation in Afghanistan ist das deutlichste Beispiel dafür. Der rasche Vormarsch der Taliban ist nicht aus sich heraus entstanden, es handelt sich um eine neue Phase des Projekts zur Gestaltung des Mittleren Ostens. Alles, was wir sehen, macht deutlich, dass Theater gespielt wurde. Die Herrschaft über ein Land und seine Bevölkerung wurde offen an eine Terrororganisation wie die Taliban übertragen. Die afghanischen Frauen wenden sich an die Weltöffentlichkeit und sagen: ‚Wir sind angewidert von euch heuchlerischen sogenannten Rettern. Die afghanischen Frauen haben das nicht verdient.‘

Das hat einmal mehr gezeigt, dass Demokratie, Freiheit und ein humanes Leben nur von den Menschen selbst aus ihrem eigenen Willen aufgebaut werden können. Keine Kraft, keine Politik, kein äußerer Zwang wird die Erwartung der Völker auf ein demokratisches, freies und gleichberechtigtes Leben erfüllen können.

Als kurdische Frauen wissen wir, dass Selbstorganisation und Selbstverteidigung für Frauen wertvoller sind als Brot und Wasser. Seit Jahren kämpfen wir unerbittlich gegen den IS und gegen alle mörderischen Angriffe des türkischen Staates. Wir haben aus eigener Kraft die Selbstbestimmung über unser eigenes Leben erkämpft und damit begonnen, ein freies und gleichberechtigtes Leben auf unserem eigenen Land aufzubauen. Dieser Kampf geht immer stärker weiter. Wir wissen sehr genau, dass die AKP, der IS und die Taliban frauenfeindliche Verbrecherorganisationen sind. Alle drei wurden am gleichen Tisch genährt. Es ist bekannt, dass Diktator Erdoğan Verbindungen zu den Taliban und dem IS pflegt. Obwohl der Name der frauenfeindlichen Regime immer wieder anders ist, sind sie alle das Produkt derselben Mentalität. Und gegen diese Mentalität werden wir überall und jederzeit kämpfen."

Solidarität unter jeder Bedingung“

Die TJK-E schließt mit den Worten: „Die afghanischen Frauen kämpfen seit vielen Jahren darum, in einer gleichberechtigten und demokratischen Region zu leben. Sie haben eine Widerstandskultur entwickelt. Sie kämpften gegen Hinrichtungen, Zwangsehe, Vergewaltigung und viele weitere brutale Praktiken und Angriffe. Dafür haben sie Opfer gebracht. Heute ist es notwendig, die Solidarität und den gemeinsamen Kampf mit den Frauen Afghanistans weiter auszubauen. Auf dieser Grundlage werden wir als kurdische Frauenbewegung unter allen Umständen solidarisch mit unseren afghanischen Schwestern sein. Keine Frau ist allein. Wir werden die Stimme einer jeder Frau sein!“

In Deutschland sind in mehreren Städten Solidaritätskundgebungen der kurdischen Frauenräte angekündigt, so etwa in Hamburg um 17 Uhr vor der Roten Flora und in Berlin um 17.30 Uhr auf dem Alexanderplatz.