Die Initiative „Dayikên Tekoşer“ (auf Deutsch: Kämpfende Mütter) hat in Istanbul und Nisêbîn gegen die antikurdische Kriegspolitik des türkischen Staates protestiert. Der Unmut der Frauen richtete sich auch gegen die Unterstützung der in Hewlêr (Erbil) regierenden PDK für die andauernde Invasion in Südkurdistan. Als weiteres zentrales Thema stand der als „menschenverachtend“ bezeichnete Umgang der türkischen Führung mit den politischen Gefangenen auf der Tagesordnung.
Die Demonstrationen fanden anlässlich des Muttertags statt. Zu der noch recht neuen Initiative gehören verschiedene Gruppen und Organisationen, darunter die „Friedensmütter“, der Gefangenenhilfsverein Matuhay-Der und der Solidaritätsverein für die Angehörigen von Gefallenen aus Anatolien (Anyakay-Der). In der Bosporus-Metropole trafen sich hunderte Frauen in einem Park im asiatischen Stadtteil Sancaktepe, wo zunächst ein gemeinsames Essen und ein Forum stattfanden. Beteiligt an der Zusammenkunft waren auch die kurdische Frauenbewegung TJA, der Demokratische Kongress der Völker (HDK) und der Verein der Roboskî-Familien. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich mit Fehime Poyraz und Sakine Demir sogar Mütter aus Izmir und Silopiya.
Das Motto der kämpfenden Mütter lautet „Heta ku em rojên azad ava bikin em ê tekoşîna xwe bîdomî nin“, was in etwa „Der Widerstand wird bis zum Aufbau freier Tage fortgesetzt“ bedeutet. Fehime Poyraz, die Mutter der im vergangenen Jahr in der HDP-Zentrale in Izmir von einem türkischen Rechtsextremen ermordeten Aktivistin Deniz Poyraz, sprach mit kämpferischen Worten zu den Anwesenden: „Wie sehr der Staat auch versuchen mag, unseren Kampf zu unterdrücken, wie schwer auch die Hindernisse sein mögen, die in unseren Weg gelegt werden: Unser Widerstand lässt sich nicht brechen. Wir werden uns nicht beugen. Wir sind kämpfende Mütter, die bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen.“
Behiye Yalçın, Sprecherin des Rates der Friedensmütter in Izmir, sagte mit Blick auf die Invasion in Südkurdistan: „Kurdische Mütter konnten im Grunde noch nie Muttertag feiern. Denn das, was zugestanden wird, ist einzig Leid und Schmerz. Die Kriege, die gegen unser Volk geführt werden, kosten das Leben unserer Kinder. Wir brachten sie nicht auf die Welt, damit sie auf brutale und abscheuliche Weise getötet werden. Warum wird also der Krieg Russlands gegen die Ukraine überall verurteilt, aber nicht jener der Türkei in Kurdistan?“
An der Demonstration in Nisêbîn beteiligten sich Frauen aus Şirnex, Êlih, Mêrdîn, Amed und Sêrt, unter ihnen waren auch die Parlamentarierin Saliha Aydeniz (DBP) und ihre Kolleginnen von der HDP, Pero Dündar, Dersim Dağ, Nuran Imir und Ayşe Sürücü. Neben dem Ende des Krieges im Süden wurde gefordert, alle kranken Gefangenen umgehend freizulassen.
Nach der Veranstaltung marschierten die Mütter gemeinsam los. Die Demonstration zog unter Parolen, Applaus und dem schrillen Trillern kurdischer Frauen zur Autobahn E-5, lautstark wurde das Ende der Angriffe in Südkurdistan eingefordert. Die HDP-Abgeordnete Ayşe Acar Başaran sagte: „Das ist nicht unser Krieg. Es ist der Krieg des Regimes aus AKP und MHP. Dieser Angriff kostet auf beiden Seiten unseren Kindern das Leben. Deshalb appellieren wir an alle Frauen in der Türkei: Nur gemeinsam können wir diesen schmutzigen Krieg beenden und das Sterben unserer Kinder verhindern.“