Amed: Mann als Leiter im Frauenzentrum eingesetzt

Der Zwangsverwalter des Altstadtbezirks Sur in Amed hat einen Mann als Leiter des Frauenberatungszentrums Amida Jin eingesetzt. Alle Mitarbeiterinnen haben daraufhin gekündigt. Ihr Optimismus ist trotzdem ungebrochen.

Seitdem die Ko-Bürgermeister*innen des Bezirks Sur in Amed (Diyarbakir) verhaftet und durch einen Zwangsverwalter ersetzt wurden, wird das Frauenberatungszentrum Amida Jin von einem Mann geleitet. Das Namensschild wurde abgenommen, die Räumlichkeiten in der historischen Altstadt der kurdischen Metropole Amed in ein Kaffeehaus umgewandelt.

Das Beratungszentrum hieß früher schlicht „Amida“. Als 2016 Zwangsverwalter in den damals von der DBP (Partei der demokratischen Regionen) geführten kurdischen Kommunen ernannt wurden, wurde das Zentrum geschlossen. Mit dem Wahlsieg der HDP (Demokratische Partei der Völker) am 31. März 2019 wurde das Frauenzentrum als „Amida Jin“ im vergangenen November neueröffnet. Nur einen Monat später, am 21. Dezember 2019, wurde Abdullah Çiftçi vom türkischen Innenministerium zum Zwangsverwalter ernannt. Gleich am nächsten Tag wurde die Verantwortliche des Frauenberatungszentrums entlassen und an ihrer Stelle ein männlicher Leiter eingesetzt.

Die Mitarbeiterinnen reagierten empört und erklärten, nicht mit einem männlichen Chef zu arbeiten. Aus Protest gegen die Verhaftung der gewählten Ko-Bürgermeister*innen kündigten alle sieben Mitarbeiterinnen. Birsen Güneş war bis zu diesem Zeitpunkt Vorsitzende der Frauenkommission in der Bezirksverwaltung von Sur. Wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur MA ausführte, war bereits 2016 das Ziel von Amida, Frauen und ihre Netzwerke zu stärken. Auch als das Zentrum geschlossen wurde, wurde die Arbeit fortgesetzt. Die Neueröffnung als „Amida Jin“ fand am 25. November statt, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Unter dem Zwangsverwalter fungiert das historische Gebäude jetzt als Kaffeehaus für Männer.

„Das Schild des Frauenberatungszentrums Amida Jin wurde abgenommen. Zu welchem Zweck das Zentrum jetzt offiziell genutzt wird, wissen wir nicht. Frauen gehen jedenfalls nicht mehr dort hin. Die gesamte Politik der Zwangsverwaltung ist von einer frauenfeindlichen Denkweise geprägt. Die Lebensräume von Frauen werden immer weiter eingeschränkt. Frauen sollen in Reproduktionsmaschinen verwandelt werden, die nur noch zu Hause Geschirr spülen, Essen machen und Kinder gebären. Das Ziel der Zwangsverwalter ist es, die Arbeit von Frauen und die Frauen selbst zunichtezumachen. Frauen sollen im Haus eingesperrt werden", erklärt Birsen Güneş, die trotzdem weiter optimistisch ist: „Zwangsverwalter sind nicht von Dauer, aber Zentren wie Amida und der Willen von Frauen und der Bevölkerung haben Kontinuität. Amida wurde eröffnet und geschlossen. Amida Jin wurde eröffnet und geschlossen. Unser nächstes Zentrum wird „Amida Jiyan“ heißen. Der Name und der Ort sind unwesentlich. Wir bauen auf Solidarität und werden unsere Arbeit fortsetzen.“