Amed: Frauen in Polizeigewahrsam bedroht
Seit drei Tagen werden 22 Frauen im Polizeigewahrsam in Amed festgehalten. Am Dienstagabend wurden sie von Polizisten beschimpft und bedroht.
Seit drei Tagen werden 22 Frauen im Polizeigewahrsam in Amed festgehalten. Am Dienstagabend wurden sie von Polizisten beschimpft und bedroht.
Seit Montag steht die kurdische Frauenbewegung in Amed (tr. Diyarbakir) wieder im Fokus der staatlichen Repression. Binnen eines Tages wurden in der gesamten Provinz 22 namhafte Persönlichkeiten, darunter Aktivistinnen, Journalistinnen, Politikerinnen und Künstlerinnen, unter absurden Vorwürfen festgenommen. So ließ die Generalstaatsanwaltschaft verlauten, die Beschuldigten würden „unter dem Deckmantel legaler Strukturen“ Terrorismus betreiben und Versammlungen, Demonstrationen sowie Treffen organisieren. Weitere elf Frauen stehen auf der Fahndungsliste. Genauere Informationen zu dem Verfahren liegen aufgrund einer Geheimhaltungsverfügung nicht vor.
Die 22 Festgenommenen werden seit drei Tagen in der Polizeidirektion in Amed festgehalten. Am Dienstagabend kam es im Polizeigewahrsam zu einem Vorfall, bei dem die Frauen von Polizist*innen bedroht wurden. Wie Rechtsanwältin Özüm Vurgun mitteilt, verschlechterte sich der Gesundheitszustand einer der Frauen, woraufhin die anderen forderten, dass die Tür der Zelle geöffnet werden soll. Als das verweigert wurden, protestierten die auf mehrere Zellen verteilten Frauen und trommelten gegen die Türen. Daraufhin drangen Polizistinnen und Polizisten in den Zellentrakt ein und beschimpften und bedrohten die Frauen. Rechtsanwältin Vurgun hat Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft eingereicht.
Frauenverein Rosa: Einzige Anlaufstelle für Frauen, die Gewalt erfahren
Im Zuge der Festnahmeoperation am Montag ist auch der Frauenverein Rosa wieder polizeilich gestürmt und durchsucht. Etliche Dokumente, Speichermedien, Zeitungen und diverse andere Gegenstände sind eingezogen worden. Bei Rosa handelt es sich um eine 2018 gegründete Anlaufstelle für von Gewalt betroffene Frauen. Der Verein stellt nach der zwei Jahre zuvor staatlich verordneten Schließung aller städtischen Fraueneinrichtungen mittlerweile die einzige Institution in Amed dar, an die Frauen sich bei Beratungs- und Unterstützungsbedarf wenden können. Bereits seit Mai vergangenen Jahres konzentrieren sich die Unterdrückungsmechanismen türkischer Behörden auf den Verein, zahlreiche Mitglieder wurden 2020 festgenommen und verhaftet.
Die festgenommenen Frauen
Bei den festgenommenen Frauen handelt es sich um Zelal Bilgin (TJA), Sevim Biçici (TJA), Emine Kaya (TJA), Nalan Gözen (TJA), Necla Tamriş (Ko-Bürgermeisterin von Çinar), Zeynep Üren (Exekutivrat der DBP), Seval Gülmez (Ko-Provinzverbandsvorsitzende der DBP), Gurbet Özel (Pressesprecherin der HDP-Abgeordneten Remziye Tosun), Beritan Canözer (Korrespondentin von JinNews), Nezahat Teke (Initiative der Friedensmütter), Figen Aras (Mitglied der Frauenakademie Amed), Besile Narin (Ex-Vorsitzende der HDP-Payas), Şilan Elmaskan (Ko-Vorsitzende von MED-DER), Satiye Ok (Exekutivrat der SKM), Nurşen Akbal, Ayşan Kanuş Zengin, Leyla Akgül, Nesibe (Nachname unbekannt) sowie die Stadtratsverordneten Bahar Karakaş Uluğ, Şehriban Zoğurli und Ruken Bekalp.