Trotz andauernden Ermittlungen zur Feststellung ihrer Identität sind vier Guerillakämpferinnen auf Betreiben der staatlichen Behörden in Mêrdîn auf einem „Friedhof für Namenlose“ beerdigt worden. Es handelt sich um Fatma Çiçek, Betül Dilen, Türkan Aktan und Şilan Çiçek. Sie gehörten den Einheiten der kurdischen Frauenguerilla YJA Star an und kamen am 15. Dezember zusammen mit Simanur Kaya (Nom de Guerre: Mesken) und der Gebietskommandantin Deniz Orak (Hîra Ulaş) im Zuge von Auseinandersetzungen mit der türkischen Armee am Berg Bagok in Nisêbîn ums Leben. Die sterblichen Überreste der beiden Letzteren waren bereits von ihren Angehörigen beigesetzt worden. Im Fall der vier anderen Kämpferinnen hatten die türkischen Behörden die Herausgabe verweigert, weil ihre Körper bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden seien – vermutlich infolge von Luftangriffen. In einigen Fällen fehlten auch Körperteile.
Um die Identität der vier Gefallenen aufzuklären, hatten ihre Familien DNA-Proben für einen Abgleich abgegeben. Doch bereits am Donnerstag wurden ihre Leichen auf einem Friedhof im Kreis Ertuqî (tr. Artuklu) in einem Abschnitt für „namenlose Tote“ beerdigt. Bei diesem entwürdigenden Vorgehen handelt es sich um eine beliebte Methode der Justizbehörden, den Willen der Familienangehörigen von Mitgliedern der Guerilla und damit die Bevölkerung zu brechen und das Andenken an die Toten zu beschmutzen. Zur Trauer über den Verlust ihrer Töchter erwartet die Familien nun ein zermürbender Kampf gegen die staatlichen Behörden, die Freigabe beziehungsweise Exhumierung der Leichen zu erwirken.
54 Leichen auf „Friedhof für Namenlose“
Mit Fatma Çiçek, Betül Dilen, Türkan Aktan und Şilan Çiçek befinden sich auf dem Friedhof von Ertoqî nun die Leichen von mindestens 54 Mitgliedern der kurdischen Bewegung, die zu verschiedenen Zeitpunkten seit den 1990er Jahren im Befreiungskampf ums Leben gekommen sind.