Am Donnerstag fand der zweite und somit letzte Tag des europaweiten Treffens von Frauen, Lesben, Trans, Inter und nicht-binären Personen (FLINTA*) in der Verteidigungszone „La ZAD“ in der Betragne statt. Das Treffen wurde im Rahmen der zapatistischen Reise „Für das Leben“ veranstaltet und hatte das Ziel, verschiedene Kämpfe zusammenzubringen.
„Andere Winde werden wehen“, heißt es auf einem Druckmotiv in der Siebdruckwerkstatt, welche bei dem Treffen aufgebaut wurde. Die Hoffnung auf andere Winde durch die „Reise für das Leben“ der Zapatist:innen einte auch die Teilnehmer:innen auf dem Treffen. Zwei Tage lang wurde miteinander Wissen geteilt, diskutiert, Filme geschaut, getanzt, Theater und Musik gemacht, sich kennengelernt und gemeinschaftlich zusammengelebt.
Zapatistische Delegation an der Einreise gehindert
Dass Treffen sollte gemeinsam mit der ersten Delegation der Zapatist:innen stattfinden, doch die Delegation wird von europäischen Behörden an der Einreise gehindert. Somit konnte bei dem europaweiten FLINTA*-Treffen lediglich das „Geschwader 421“ teilnehmen, die Vorhutdelegation, welche im Juni mit dem Schiff La Montaña in Europa angekommen ist. Dieser Teil der zapatistischen Delegation war mit vier Frauen und eine*r Andere*n (otroa), also weder Frau noch Mann, bei dem Treffen anwesend und ihre Aufgabe war es in erster Linie zuzuhören. Sehr deutlich wurde dies bei ihrer „Abschlussrede“. Die zapatistischen Genoss:innen kamen auf die Bühne und kündigten ihre abschließenden Worte an. Daraufhin folgte ein langes Schweigen, welches sie mit einem „Danke!“ beendeten. Momentan ruft die europaweite Vernetzung für die Reise dazu auf, mit verschiedenen Aktionen Druck auf die europäischen Behörden zu machen, sodass die Einreise aus Mexiko für die Zapatist:innen möglich wird.
Workshops, Filme, Kultur
Auch am letzten Tag des europaweiten FLINTA*-Treffens gab es unterschiedliche Workshops und Beiträge zu Themen wie „Antirassistische, feministische Allianzen“ oder einer offenen Diskussion über „Hexenwissen“. Das Globale Filmfestival zeigte mehrere Filme zu verschiedenen Kämpfen mit anschließender Diskussion. Zudem gab es kulturelle Workshops wie „Theater der Unterdrückten“ oder „Perkussion und Gesang“, sowie andere kulturelle Beiträge.
„Jahrhundert der Frauenbefreiung“
Nach den verschiedenen Veranstaltungen, die zeitgleich stattfanden, wurde das europaweite FLINTA*-Treffen mit allen Teilnehmenden gemeinsam abgeschlossen. Organisierte Gruppen, Bewegungen und Kollektive waren eingeladen, auf die Bühne zu gehen und etwas zu sagen. So gab es als erstes einen Beitrag seitens der kurdischen Frauenbewegung. Die Vertreterin der Frauenbewegung in Europa hob dabei hervor, in welch einer historischen Phase wir uns befinden, „dem Jahrhundert der Frauenbefreiung“, und welche Bedeutung der gemeinsame Kampf hat.
Weiterhin gab es Beiträge von den Frauen, die sich der „Sechsten Deklaration des Lakandonischen Urwalds“ angeschlossen haben, einem Manifest der EZLN (Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung). In der Sechsten Deklaration erklären verschiedene Gruppen und Kollektive ihre Unterstützung für den Befreiungskampf der indigenen Bevölkerung und den Kampf der Zapatist:innen in Mexiko.
Es sprach außerdem eine Gruppe von Schwarzen Aktivist:innen aus Frankreich, die sich gegen rassistische Polizeigewalt organisiert. Sie redeten über der Realität nicht-weißer Frauen in Frankreich, die bei rassistischen Festnahmen oft zusätzlich sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungen erleben. Auch eine Aktivistin aus Dänemark sprach abschließende Worte und lud zudem alle ein, sich an einem Aktionstag der Sami, einer indigenen Gruppe im Norden Europas, zu beteiligen.
„Lassen wir die Erde beben“
Während der verschiedenen Beiträge organisierter Gruppen sprach auch eine Aktivistin von der internationalistischen, feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“. „Lasst uns die Kraft, die wir bei dem Zusammentreffen gespürt haben, in unseren weiteren Organisierung weitertragen, damit wir dem Patriarchat etwas entgegensetzen können“, hieß es in der Rede.
Nach einem abschließenden Ritual, um „das Negative“ zu verbrennen und „das Positive“ weiterzutragen, gab es verschiedene Konzerte. Eines der Konzerte, von Quintana Roo, wurde live aus Mexiko übertragen und von vielen mitgesungen: „Que retiemblen sus centros de la tierra al sorroro rugir del amor“ („Lasst die Zentren der Erde unter dem schwesterlichen Liebesgebrüll erbeben“).