8. März: Frauen gehen für ihre Freiheit auf die Straße
Auch dieses Jahr rufen Frauen zum 8. März überall in der Türkei und Kurdistan zu Protesten gegen Verarmung, Lohnraub, Isolation und die Gewalt des Regimes auf.
Auch dieses Jahr rufen Frauen zum 8. März überall in der Türkei und Kurdistan zu Protesten gegen Verarmung, Lohnraub, Isolation und die Gewalt des Regimes auf.
Wie jedes Jahr werden Frauen am 8. März auch in diesem Jahr auf die Straße gehen. Im Mittelpunkt der Proteste stehen die Verteidigung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen gegen Gewalt, die Frauen- und LGBTI+-feindliche Politik des Regimes, der Kampf gegen Zwangsverwaltung, der Hungerstreik gegen Isolation und Solidarität gegen die vom „Islamischen Staat” (IS) bis zum AKP/MHP-Regime reichende Femizidpolitik.
„Wir werden in Kadıköy marschieren“
Sevgi Özlem Gülmez erklärt im Namen der Frauenplattform 8. März gegenüber ANF: „Mit der Pandemie ist es für die ganze Welt sichtbar geworden. Die Last der gesamten Arbeit zu Hause liegt auf den Schultern der Frauen. Einerseits wird von ihnen erwartet, dass sie aus dem Homeoffice hohe Leistung erbringen, andererseits müssen sie die Hausarbeit erledigen. Aber die Männer kommen damit davon, weil Hausarbeit als eine Frauenarbeit angesehen wird. In diesem Jahr rufen wir vor allem auch Frauen auf, die durch Hausarbeit ausgebeutet werden. Wir wissen nicht, ob die Marsianer die Hausarbeit auf der Demonstration am 5. März erledigen werden, aber wir werden in Kadiköy sein.“
„Viele Menschen wurden entlassen“
Gülmez berichtet aus eigener Erfahrung über die Entlassungen von Frauen: „Auch mein Geschäft ist seit November geschlossen und ich kämpfe seit Monaten mit einer geringen Beihilfe ums Überleben. Im Moment ist jeder Ort, an dem ich arbeiten könnte, geschlossen und als Köchin kann ich auch nicht woanders etwas finden. Diese Situation betrifft viele Frauen, denn sie machen den Großteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor aus. In der Gastronomie arbeiten insbesondere Studierende und Zeitarbeiter*innen. Sie sind nicht versichert, so dass sie jetzt keinerlei Geld erhalten. Die Arbeitsplätze der Mehrheit der Menschen werden wahrscheinlich auch im Falle einer Normalisierung nicht mehr öffnen.“
„Der Frauenkampf hat Bewusstsein geschaffen“
Die Aktivistin berichtet auch von Erfahrungen im gemeinsamen Kampf und der Solidarität. Sie sagt: „Dass heute so viele Menschen die Istanbul-Konvention und das Gesetz 6284 kennen, liegt am organisierten Kampf der Frauen. Denn diejenigen, die den Namen der Konvention oder dieses Gesetzes bis gestern nicht gehört haben, wurden sich dank dieses Kampfes darüber bewusst. Wo immer Frauen leiden, kämpfen sie heute. Als Arbeiterin im Dienstleistungssektor verteidige ich meine Rechte, die mir mit der Pandemie genommen wurden, die kurdischen Frauen unterstützen den Hungerstreikprotest gegen Isolation und diejenigen, die durch Hausarbeit ausgebeutet werden, verteidigen ihre Rechte. Wir stehen gemeinsam gegen die Regierung und die Männergewalt. Wir heißen alle Frauen unter der Parole ‚Wir werden unsere Freiheit gewinnen‘ beim Protest auf der Straße gegen die Repression der Regierung willkommen.“