In Erinnerung an Shirin Alamhouli
Am 9. Mai 2010 wurde die kurdische Revolutionärin Shirin Alamhouli zusammen mit Farzad Kamangar, Ali Heidarian und Farhad Vakili im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran hingerichtet. Alamhouli war Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung, Kamangar und seine beiden Kollegen arbeiteten als Lehrer. Sie wurden wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ sowie „Feindschaft zu Gott“ im Zusammenhang mit der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) verurteilt.
Zum 14. Todestag von Shirin Alamhouli haben Aktivistinnen die Kampagne „Nein zur Hinrichtung, Ja zum freien Leben“ initiiert. „Als Frauenbefreiungsbewegung Kurdistans, Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) und eine Gruppe von politischen, zivilgesellschaftlichen, Umwelt- und Frauenaktivistinnen sind wir der festen Überzeugung, dass die Todesstrafe unter allen Umständen eine Verletzung der Menschenwürde darstellt. Die Todesstrafe bedeutet die Verweigerung des Lebens, das ein natürliches Grundrecht eines jeden Menschen ist. Dies steht in direktem Widerspruch zu unseren grundlegenden moralischen Prinzipien und menschlichen Werten. Die Verhängung der Todesstrafe ignoriert nicht nur dieses Grundprinzip, sondern setzt auch einen Kreislauf von Gewalt und Rache fort, der das Wesen unserer Gesellschaft zerstört“, heißt es in einem ersten Aufruf für die Kampagne. Die Todesstrafe stelle unabhängig von dem geahndeten Vorwurf einen staatlichen Mord dar und beseitige nicht die Ursachen von Verbrechen.
Die Aktivistinnen weisen auf den Anstieg der Hinrichtungen hin und erklären: „Die Islamische Republik Iran hat nun die höchste Pro-Kopf-Hinrichtungsrate der Welt. Seit seiner Gründung hat dieser Staat sein Überleben an Mord und Tod geknüpft, und jedes Mal, wenn er in eine zunehmende Legitimationskrise geriet, griff er zu einer eskalierenden Anwendung der Todesstrafe. Unterdrückte Gruppen, darunter marginalisierte Völker, Frauen und andere geschlechtliche und sexuelle Minderheiten sowie die Arbeiterklasse sind die Hauptopfer dieser Strafe. Allen politischen Gefangenen und Gefangenen, die für gewöhnliche Straftaten bekannt sind, insbesondere für Drogendelikte, die mehr als 50 Prozent der Hinrichtungsopfer ausmachen, wird der Zugang zu einem fairen Gericht und oft sogar der Zugang zu einem Anwalt verwehrt. Dies zeigt, dass die Hinrichtung ein Mittel zur Einschüchterung und zur Aufrechterhaltung des patriarchalen kapitalistischen nationalstaatlichen Systems ist, das jeglichen Widerstand unterdrückt und Kolonialismus, Ausbeutung und Herrschaft reproduziert.“
Die Aktivistinnen erklären, dass Shirin Alamhouli vor ihrer Hinrichtung die Parole „Jin Jiyan Azadî“ an die Wand ihrer Zelle schrieb und eine Symbolfigur sei „für das freie Leben, ein Leben, das zu den natürlichen Grundrechten eines jeden Menschen gehört“. Der Aufruf endet mit dem Appell, sich der Kampagne anzuschließen, „um die Todesstrafe abzuschaffen und einen gemeinsamen Weg zu schaffen, um sich für ein freies Leben zu vereinen. Lasst uns ein Leben aufbauen, das auf den Säulen der Menschenwürde, der Solidarität, der Zusammenarbeit, der Gleichheit und der Freiheit beruht!“
Der aus der kurdischen Frauenbewegung hervorgegangene Slogan „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau Leben Freiheit) ist erst mit den Aufständen in Ostkurdistan und Iran im September 2022 weltweit bekannt geworden. Hintergrund der Revolte war der Tod der aus Seqiz stammenden Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige war in Gewahrsam iranischer Sittenwächter während eines Aufenthalts in Teheran zu Tode misshandelt worden.
Kampagne „No to Execution, Yes to Free Life“
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