Zwei Verhaftungen nach Angriff auf Familie aus Hewlêr

Im Fall der Familie aus Hewlêr, die in Mersin von türkischen Faschisten angegriffen wurde, sind zwei von drei Tatverdächtigen verhaftet worden.

Im Fall der kurdischen Familie aus Hewlêr (Erbil), die in der südtürkischen Provinz Mersin Opfer eines rassistisch motivierten Angriffs wurde, sind zwei Tatverdächtige verhaftet worden. Den Männern werde versuchter Mord, Sachbeschädigung und Volksverhetzung vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Anamur am Freitag mit. Ein dritter Beteiligter des Angriffs wurde gegen Meldeauflagen aus dem Gewahrsam entlassen.

Zu dem Angriff auf die kurdische Familie war es am Donnerstag auf einer Landstraße in der Kreisstadt Bozyazı gekommen. Muştaq Mahmood Kareem, seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kinder waren auf dem Weg nach Antalya, um dort einen Kurzurlaub anlässlich des muslimischen Zuckerfestes zu verbringen. Nach Angaben von Kareem kam es zu einem Kurvenschneiden. „Daraufhin stieg ich aus dem Wagen, um mir den Schaden anzusehen. Auch die Insassen des anderen Fahrzeugs sind ausgestiegen”, gab der Mann laut Protokoll bei seiner Vernehmung an.

Kurz darauf schlugen die Faschisten bereits zu. Laut Zeug:innen zeigten sie dabei den „Wolfsgruß”, das Erkennungszeichen der rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“, und riefen kurdenfeindliche Parolen. Das bestätigte auch Kareem. Der Familienvater sei sodann von einem der Männer mit einem Stein auf den Kopf geschlagen worden, danach wurde er in Richtung eines Geländers geschleift. „Sie versuchten mich in den Abgrund zu werfen. Ich wurde gestoßen, konnte mich aber an die Barrieren klammern. Kurz bevor ich bewusstlos wurde, sah ich noch, wie einer der Angreifer auf eines meiner Kinder zulief.”

Das Kind wurde ebenfalls geschlagen, allerdings nur leicht verletzt. Kareem musste mit Platzwunden am Kopf in ein Krankenhaus eingeliefert werden, dass er gestern Abend verlassen konnte. In digitalen Netzwerken waren Videos veröffentlicht worden, die den Kurden bewusstlos und blutend am Boden zeigen. Die Szenen sorgten für Wut und Empörung. Der Gouverneur von Mersin relativierte den Angriff als „Konflikt zwischen Beteiligten an einem Unfallgeschehen”, das Tätermotiv Rassismus sei nicht gegeben.

Rassistische Lynch-Kultur

In der Türkei existiert eine rassistische Lynch-Kultur. Immer wieder werden Kurd:innen sowie Angehörige anderer Minderheiten – in erster Linie Geflüchtete aus Syrien – zum Ziel von rassistischen Attacken türkischer Nationalisten. Der Vorfall in Mersin erinnert den Angriff vor zwei Jahren auf eine südkurdische Touristengruppe, die bei einem Besuch der Stadt Trabzon an der Schwarzmeerküste von einem rassistischen Mob angegriffen worden war. Neun der Opfer wurden anschließend festgenommen.