Zwei Verdächtige nach Angriff auf Istanbuler Kirche gefasst

Nach dem Angriff auf eine katholische Kirche in Istanbul mit einem Toten sind zwei Verdächtige gefasst worden. Offiziellen Angaben zufolge stammen die mutmaßlichen Angreifer aus Tadschikistan und Russland. Derweil hat der IS die Tat für sich reklamiert.

Nach einem Angriff auf eine katholische Kirche in Istanbul mit einem Toten hat die türkische Polizei zwei Verdächtige gefasst. Das teilte Innenminister Ali Yerlikaya am Sonntagabend auf X mit. Zwei Maskierte waren am Vormittag während des Gottesdienstes in eine Kirche in der Bosporus-Metropole eingedrungen und hatten das Feuer eröffnet. Dabei war ein 52-jähriger Besucher getötet worden. Den Tätern gelang zunächst die Flucht. Sie sollen aus Tadschikistan und Russland stammen, sagte Yerlikaya auf einer Pressekonferenz.

Inzwischen hat die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) den Anschlag für sich reklamiert. Mit ihrer Tat seien die Täter dem Aufruf der IS-Führung gefolgt, überall christliche und jüdische Gläubige zu töten, erklärte die Terrororganisation in ihrer Bekenner-Botschaft im Messengerdienst Telegram. Zuvor hatten türkische Behörden die Einschätzung geäußert, der Angriff habe sich offenbar nicht gegen die italienische Kirche gerichtet. Nun würden mögliche Verbindungen zur Dschihadistenmiliz untersucht.

Bischof Massimiliano Palinuro dagegen, der Apostolischer Vikar von Istanbul ist, äußerte früh den Verdacht einer religiösen Motivation der Angreifer. Palinuro sprach von einer „Motivation der religiösen Intoleranz“. Gegenüber Radio Vatikan äußerte der Geistliche, dass die Täter während des Sanctus Schüsse in die Luft abgaben. Ein Gläubiger mit psychischen Problemen habe „den Mut gehabt, gegen dieses Vorgehen protestieren“, so Palinuro. Daraufhin hätten die Maskierten den Mann erschossen. Auch Papst Franziskus äußerte sich zu der Attacke. „Ich möchte der Gemeinde der Santa Maria Kirche mein Mitgefühl ausdrücken“, so der 87-Jährige beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Die mutmaßlichen Täter vor der Tat | Screenshot aus der Videoüberwachung via Agos

Die im 19. Jahrhundert erbaute italienische Kirche Santa Maria liegt im Stadtteil Sarıyer im europäischen Teil der Großstadt. „Nach dem zweiten Schuss funktionierte die Waffe nicht mehr“, sagte der Bezirksbürgermeister Şükrü Genç zu Presseleuten. Daraufhin seien die Angreifer geflüchtet. „Zu diesem Zeitpunkt lagen alle auf dem Boden“, fuhr er fort. „Zwischen 35 und 40 Menschen“ seien in der Kirche gewesen. Nach Angaben der örtlichen Behörden hatten auch der polnische Generalkonsul in Istanbul, Witold Lesniak, und seine Familie an dem Gottesdienst teilgenommen. Das polnische Außenministerium wollte dies nicht kommentieren und erklärte lediglich, dass es die Lage beobachte.

Nach Angaben von Istanbuls Gouverneur Davut Gül gab es keine Verletzten. Auf Aufnahmen von Sicherheitskameras vor dem Angriff waren zwei Männer mit schwarzen Skimasken zu sehen, die Hände in den Taschen verborgen. Einer von ihnen trug eine schwarze Sonnenbrille. Später wurden Bilder von Polizei- und Rettungsautos gezeigt. Der Sender CNN Türk berichtete, die Polizei hätte an wichtigen Verkehrspunkten Straßensperren errichtet und führe verschärfte Kontrollen durch.

Festnahmen von mutmaßlichen IS-Anhängern

Ende Dezember gaben die türkischen Behörden an, 32 mutmaßliche Anhänger des sogenannten IS festgenommen zu haben. 29 von ihnen hätten Anschläge auf Synagogen und Kirchen geplant, drei weitere mutmaßlich ranghohe IS-Mitglieder seien in separaten Einsätzen gefasst worden. Sie sollen einen Anschlag auf die irakische Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara geplant haben, hieß es. Über die Nationalität der Festgenommenen sowie Einzelheiten zu den etwaigen Anschlagsplänen hielten sich die Behörden bedeckt.