Zum sechsten Todestag: Gedenken an Mam Zekî

In Herford wurde Ismail Özden gedacht. Der ezidisch-kurdische Politiker, der auch als Zekî Şengalî bekannt war, wurde vor sechs Jahren bei einem gezielten Luftschlag von der Türkei im Nordirak ermordet.

Türkischer Staatsmord an Ismail Özden

In Herford hat eine Gedenkveranstaltung für Ismail Özden stattgefunden. Anlass war sein sechster Todestag. Der kurdische Politiker, der Mitglied im Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) war und der Ezidischen Koordination in Şengal angehörte, wurde am 15. August 2018 bei einem gezielten Luftangriff des türkischen Staates im Nordirak getötet.

An dem Gedenken für Ismail Özden, der auch als Zekî Şengalî bekannt war, beteiligten sich viele Menschen, darunter Familienangehörige, Mitglieder der kurdischen Community sowie Aktive und Handelnde verschiedener Verbände. Vertreten war auch KOMAW – eine Vereinigung, in der sich in Europa lebende Angehörige von Gefallenen und Verschwundenen organisieren.

Der Saal war liebevoll geschmückt; von den Wänden blickten die Konterfeis von Ismail Özden und weiterer Persönlichkeiten des kurdischen Befreiungskampfes, darunter auch Gefallene der ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ, auf die Gäste. Nach einer Schweigeminute sprach zunächst Gulê Özden im Namen der Familie einige Worte an die Anwesenden. Sie betonte die Bedeutung des Kampfes von Ismail Özden für die Einheit der ezidischen Gemeinschaft, Selbstbestimmung und Autonomie. „Wir sehen es als Verbundenheit zu Zekî Şengalî, diesen Widerstand fortzusetzen”, sagte sie.

Xelîl Çiya, der für die Widerstandseinheiten Şengals sprach, würdigte Ismail Özdens Bemühungen um gesellschaftliche Harmonie in den Siedlungsgebieten der Ezidinnen und Eziden. „Dieser Kampf ist als Vermächtnis an uns gerichtet und unsere Verpflichtung, die sich aus unserem nicht abreißenden Band zu Zekî Şengalî ergibt, ist es, nicht nur die ezidische Einheit zu erreichen, sondern auch die innerkurdische Einheit“, sagte Çiya.


Der Aktivist Hacı Çelik, der zur Koordination des ezidischen Zentralverbands NAV-YEK gehört, berichtete anhand von Anekdoten über das Leben und den Kampf von Zeki Şengalî. „Dieser Kampf muss fortgesetzt werden, um die Massaker an der ezidischen Gemeinschaft zu beenden und ihr zu einem politischen Status zu verhelfen“, betonte er. Nujiyan Günay vom ezidischen Frauenverband SMJÊ äußerte sich anerkennend für das Wirken Ismail Özdens bei der Emanzipation ezidischer Frauen und ihrem Kampf für Freiheit und Autonomie. „Als ezidische Frauen werden wir das Bewusstsein der Freiheit, das wir unter hohen Kosten erlangt haben, nicht aufgeben.“

Jahrzehntelanger Kampf für eine freie kurdische Gesellschaft

Ismail Özden alias Zekî Şengalî, der von der ezidischen Bevölkerung schon zu Lebzeiten liebevoll Mam Zekî (Onkel) genannt wurde, wurde 1952 in der nordkurdischen Provinz Êlih (tr. Batman) geboren. Die Repression und Unterdrückung in der Türkei trieben viele ezidisch-kurdische Familien in die Flucht. So auch die Familie Özden, die 1969 nach Deutschland ging.

Ismail Özden engagierte sich bereits früh für die kurdische Freiheitsbewegung, der er sich 1987 anschloss. Aufgrund seiner politischen Arbeit befand er sich ab 1990 eine Zeitlang in deutscher Haft. Kompromisse ging er trotz der Unterdrückung und angedrohten Gefahr nicht ein. Seine revolutionäre Persönlichkeit beeindruckte viele Menschen. Sein Sohn Qasim Özden (Sîpan) und seine Nichte Xanê Esmer Demir traten ebenfalls der kurdischen Freiheitsbewegung bei und sind im Guerillakampf gefallen.

1999 traf Ismail Özden die Entscheidung, zurück nach Kurdistan zu gehen. Dort angekommen, verschlug es ihn zunächst nach Êzîdxan, ins Land der Eziden in Südkurdistan. In Şengal, Şêxan und vielen anderen Orten setzte er sich für die Organisierung der ezidischen Bevölkerung ein. Als am 3. August 2014 der „Islamische Staat“ (IS) Şengal überfiel und einen Genozid verübte, kehrte er dorthin zurück und nahm als Mitglied der Ezidischen Koordination Şengals an den Aufbauarbeiten eigener autonomer Strukturen teil. Der tödliche Anschlag auf Ismail Özden – die türkische Luftwaffe nahm sein Fahrzeug ins Visier – ereignete sich auf der Rückfahrt von einer Gedenkveranstaltung in Koço. Das Dorf südlich des Şengal-Gebirges war am 15. August 2014 fast vollständig vom IS ausgelöscht worden.