„Students Defend Kurdistan“ hatte am Mittwochabend zu einer Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „Genozid, Femizid, Ökozid im Globalen Süden“ zum Thema „Kurdistan als internationales Freiluftgefängnis: Abdullah Öcalan, das Imrali-System und der Freiheitskampf der Kurd:innen“ in die Universität in Frankfurt eingeladen. Der Vortrag des Abends drehte sich vor allem um die Rolle des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und seiner Gedanken im Kontext der Assimilierungs- und Isolationspolitik des internationalen Staatensystems gegenüber den Kurd:innen und ihrem Widerstand dagegen. Öcalan bezeichnete die Assmilierungs- und Isolationspolitik gegen die Kurd:innen in seinem Buch „Jenseits von Staat, Macht und Gewalt“ als „kurdische Zwickmühle ... eine Wahl wie die zwischen Pest und Cholera".
In dem Vortrag der Studierendenorganisation YXK Frankfurt wurde herausgearbeitet, wie sich eine organische Verbindung zwischen Öcalan als Vorsitzender der kurdischen Freiheitsbewegung und der kurdischen Gesellschaft entwickelt hat. Spätestens in den 1990er Jahren wurde deutlich: Die Assimilierungspolitik des türkischen Staates ist gescheitert. Die Kurd:innen, die kurdische Freiheitsbewegung und Abdullah Öcalan sind eine historische Tatsache. Das internationale Staatensystem ändert sodann 1999 ihr Vorgehen und richtet mit dem internationalen Komplott ein neues koloniales System ein, dass primär nicht assimiliert, sondern isoliert. Das Imrali-System, nach der Insel benannt, auf der Öcalan seit 1999 in totaler Isolation gefangen ist, ist deshalb insbesondere ein Isolationsregime. Öcalan soll von der Freiheitsbewegung und die Freiheitsbewegung von der Gesellschaft isoliert werden. Die althergebrachte Methode divide et impera (teile und herrsche) wird modernisiert und auf Kurdistan angewandt. Widersprüche und Kämpfe innerhalb der kurdischen Freiheitsbewegung sollten sich vertiefen.
Aus dem Gefängnis heraus intervenierte Öcalan mit seinen Verteidigungsschriften und zeigte der Freiheitsbewegung und der kurdischen Gesellschaft neue Weg auf. Über eine Kritik und Selbstkritik, eine erneuerte Analyse des Mittleren Ostens und der Menschheitsgeschichte und eine Reflektion der Kämpfe des 20. Jahrhunderts gelangte er schließlich zu dem neuen Paradigma: dem Demokratischen Konföderalismus. Gegen Assimilation und Isolation kämpfend bleibt Öcalan selbst unter den widrigsten Umständen dem Freiheitskampf treu und reicht seine Hand der Menschheit. Die Schaffung einer basisdemokratische, geschlechterbefreiten und ökologische Gesellschaft und von ethisch-politischen Persönlichkeiten ist nun das Ziel.
„Heute greifen die Menschen nach seiner Hand. Seine Ideen werden weltweit unter Jugendlichen und Studierenden diskutiert. Es finden überall Kundgebungen, Demonstrationen und sogar lange Märsche für seine Freiheit statt. In Kurdistan wird mit größtem Tempo die Umsetzung seiner Ideen vorangetrieben. Eben weil Assmiliations- und Isolationspolitik auf Grund der apoistischen Widerstandes ins Leere laufen, wird das staatliche System zunehmend bestialisch. So ist zurzeit nicht das Erdbeben das einzige Problem, sondern – selbst in einer solchen Situation – das profitsüchtige Staatswesen. Es zeigt sich ein weiteres Mal: Das einzige, was wirklich helfen kann, ist Kommunalität, welche Öcalan zum Ausgangspunkt seiner Philosophie macht“, erklärte eine Teilnehmerin.
Der Vortrag musste kurzfristig vom Hörsaalzentrum in das Studierendenhaus verlegt werden, weil Polizei und Universitätsleitung den Vortrag zu verbieten versuchten. Der Vortrag wurde trotzdem umgesetzt. Die Studierende und Zuhörer:innen beschlossen im Anschluss an die Veranstaltung, eine kurze Videobotschaft zu verfassen und Öcalans Freiheit zu fordern.