Die Ideen von Abdullah Öcalan kennen keine Grenzen

In der Schweiz und in Deutschland werden die langen Märsche für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine Lösung der kurdischen Frage fortgesetzt.

Der internationalistische Marsch für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine Lösung der kurdischen Frage hat am Dienstag Lausanne erreicht. Die fünftägige Demonstration durch die Schweiz hat am Montag in Genf begonnen. Am zweiten Tag versammelten sich die aus verschiedenen Ländern angereisten Teilnehmenden im Parc de l'Indépendance in Morges und setzten sich um zehn Uhr in Bewegung. Die Internationalist:innen trugen schwarze Armbinden, um der Opfer des Erdbebens in Kurdistan zu gedenken. Nach einer Mittagspause vor den Toren Lausannes liefen die Teilnehmenden zwanzig Kilometer zur Place de la Riponne, wo vor hundert Jahren der Vertrag von Lausanne unterzeichnet wurde.


In einer auf dem Platz abgegebenen Erklärung betonten die Demonstrant:innen, dass in dem vor ihnen liegenden Gebäude das Schicksal der Kurd:innen entschieden wurden: „Kurdistan wurde in diesem Gebäude in vier Teile geteilt. Wir geben hier eine Erklärung ab, um zu zeigen, dass wir diesen Vertrag nicht akzeptieren und dass wir gegen die Teilung Kurdistans sind."

Aufruf zur Solidarität mit den Erdbebenopfern

Die Internationalist:innen sprachen in ihrer Erklärung auch das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien mit über siebentausend Toten an und kritisierten die ausbleibende Hilfe des türkischen Staates für die kurdischen Provinzen. Alle Menschen seien zur Solidarität mit den Erdbebenopfern aufgefordert.

Asmîn Engîn, Mitglied der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten des Demokratischen Kurdischen Rates der Schweiz (CDK-S), sprach den Angehörigen der Todesopfer ihr Beileid aus und sagte: „Es gibt viele Menschen, die bei dem Erdbeben ihr Leben verloren haben. Ein Erdbeben ist ein Naturereignis, aber die Folgen des Erdbebens in Kurdistan haben auch politische Gründe. Das wird deutlich, wenn wir uns ansehen, was heute geschehen ist. Wir hoffen, dass diejenigen, die sich noch unter den Trümmern befinden, so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden können. In einer solch schmerzhaften Atmosphäre hat unser Marsch seinen zweiten Tag hinter sich gelassen. Wir demonstrieren für die physische Freiheit von Abdullah Öcalan und ein freies Kurdistan. Widerstand ist wichtig, also müssen wir noch mehr Widerstand leisten. Der internationalistische Kampf gegen das internationale Komplott ist von großer Bedeutung."

Auch Hatice Kangal, Ko-Vorsitzende des Kurdischen Volksrats von Lausanne, sprach den Teilnehmenden der internationalistischen Demonstration ihre Anerkennung aus und drückte ihre Trauer über das Erdbeben aus.

„Wir müssen Abdullah Öcalan befreien“

Die Internationalist:innen erklärten, dass sie den Vertrag von Lausanne, der zur Vierteilung Kurdistans führte, ablehnen. Hannah Winter von der feministischen Initiative „Women Defend Rojava“ wies darauf hin, dass sich der Vertrag hundert Jahre Kolonialismus, Ausbeutung und Unterdrückung bedeute, aber ebenso lange Widerstand dagegen geleistet werde. „Heute, hundert Jahre später, sind wir hier als Teil des Internationalistischen Langen Marsches für die Freiheit von Abdullah Öcalan mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt. Wir sind hier, weil die Ideen von Abdullah Öcalan eine Quelle der Hoffnung für die Gemeinschaften und Selbstorganisationen in Kurdistan und darüber hinaus sind. So wie 1923 Familien durch neu gezogene Grenzen getrennt wurden, arbeiten wir daran, eine Welt ohne trennende Grenzen zu ermöglichen. Die Staaten haben vor hundert Jahren über die Menschen entschieden, und wir wollen als Teil der Gesellschaften dieser Welt selbst über unser Leben entscheiden.
Abdullah Öcalan wird seit 24 Jahren in völliger Isolation gehalten, und seit fast zwei Jahren gibt es keine Informationen über ihn und seinen Gesundheitszustand. Für uns ist dies ein Ausdruck eines gewalttätigen und undemokratischen Systems. Wie sehr man auch versucht, ihn zu isolieren, seine Ideen und ihre Umsetzung zeigen uns, dass sie keine Grenzen kennen. Der Vertrag von Lausanne, die Teilung Kurdistans und die zunehmenden Angriffe des türkischen Staates und seiner Unterstützer richten sich gegen die Hoffnung, für die Frauen und Gemeinschaften stehen. Sie richten sich gegen die Selbstorganisation und Selbstbestimmung der Gesellschaften."

Wir haben die Macht, den Krieg zu beenden“

Hannah Winter erklärte, dass mit der Gründung von Women Defend Rojava eine Kampagne ins Leben gerufen wurde, um sich an die Seite der Gemeinschaften Kurdistans zu stellen, sie zu verteidigen und die aus ihnen hervorgegangenen Werte und Prinzipien am Leben zu erhalten: „Wir sind heute hier, um uns den Angriffen, die hundert Jahre nach der Teilung Kurdistans andauern, mit einer klaren feministischen, ökologischen, antikolonialen und internationalen Organisation entgegenzustellen. Wir wissen, dass wir die Macht haben, diesen Krieg und die Isolierung von Abdullah Öcalan zu beenden."
Anschließend fuhren die Aktivist:innen für die Nacht in die Hauptstadt Bern und besuchten eine Veranstaltung im kurdischen Kulturzentrum. Auf der Veranstaltung wurde über das Erdbeben in Kurdistan und die neuesten Entwicklungen informiert. Am Mittwoch geht der lange Marsch von Bern weiter nach Burgdorf.

Jugendmarsch durch Deutschland

Parallel zu der internationalistischen Demonstration in der Schweiz findet seit Sonntag ein langer Marsch der kurdischen Jugendbewegung in Deutschland statt. Am Dienstagmorgen versammelten sich die Teilnehmenden am Stadtgartenplatz in Stuttgart und liefen 18 Kilometer bis nach Böblingen. Am Abend gab es ein Veranstaltungsprogramm im kurdischen Gesellschaftszentrum.


Heute findet um neun Uhr eine Kundgebung im Skatepark in Reutlingen statt, von dort aus geht der Marsch weiter. Am fünften Tag laufen die Jugendaktivist:innen von Offenburg nach Lahr, wo ein Seminar geplant ist. Die nächste Station ist Freiburg.

Am Samstag treffen die Aktivist:innen beider Märsche in Straßburg zusammen, um an der traditionellen Demonstration zum Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan in die Türkei teilzunehmen.