Gleich zwei Gedenkveranstaltungen fanden am Sonntag in Hamburg statt. Zunächst wurde den Gefallenen des Todesfastens vom 14. Juli 1982 gedacht. In einer weiteren Gedenkveranstaltung am frühen Abend wurde an die beiden Internationalisten Kevin Jochim (Dilsoz Bihar) und Jakob Riemer (Şiyar Gabar) erinnert.
1982 begannen die PKK-Kader Kemal Pir, Hayri Durmuş, Akif Yılmaz und Ali Çiçek ein Todesfasten im Gefängnis Nr. 5 in Diyarbakir (ku. Amed), in dessen Verlauf alle vier ihr Leben verloren. Durch die brutalen Foltermethoden erhielt das Gefängnis den Namen „Die Hölle von Diyarbakir“ oder „Hölle Nr. 5“. Der Widerstand der Todesfastenden gegen die Junta stärkte den Rückhalt der Partei in der Folge des Militärputsches von 1980. Bis heute spricht man innerhalb der Bewegung vom „Geist des 14. Juli“.
Die Schwester von Mehmet Hayri Durmuş, Ayten Durmuş, sprach im kurdischen Verein im Namen der Familien der Gefallenen über den Widerstand vom 14. Juli und erinnerte auch an Mazlum Doğan, der sich an Newroz 1982 aus Protest selbst verbrannt hatte. Seine Widerstandsaktion führte zum Todesfasten von 1982. Ayten erklärte, dass das Todesfasten das Fundament für den Kampf und Widerstand der letzten 40 Jahre gelegt habe. Die Träume dieser jungen Männer, keiner älter als 25, hätten den Samen für die Revolution von Rojava gepflanzt und lebten im Widerstand der Guerilla in den Bergen und im Anschluss vieler junger Menschen aus aller Welt an die Bewegung fort.
Ein freies Leben von Bedeutung und voller Zuversicht ermöglichen
Um 18 Uhr begann eine Gedenkveranstaltung für Kevin Jochim (Dilsoz Bihar) und Jakob Riemer (Şiyar Gabar) im Centro Sociale auf St. Pauli. Auch die Mutter und eine Schwester von Jakob Riemer und Freunde aus seiner Kindheit und Jugend waren gekommen. Nach einer Schweigeminute und einem Musikbeitrag zweier kurdischer Künstler wurde ein Video gezeigt, in dem sowohl Jakob als auch Kevin über ihren Weg in den kurdischen Befreiungskampf berichteten. Beide erklärten mit großer Begeisterung in kurdischer Sprache ihre Verbundenheit mit dem Kampf der PKK und ihre Ablehnung eines Lebensstils, der auf Konsum und Individualismus beruhe. Ihre Suche nach einem Ausweg aus der zerstörerischen kapitalistischen Moderne hatte sie in die Berge geführt.
Eine Genossin, die Jakob auf seinem Weg in die Berge persönlich getroffen hatte, erklärte, die Welt stehe in der Schuld dieser Jugendlichen, die für uns alle gegen den IS und den türkischen Faschismus gekämpft hätten. Erneut ergriff Ayten Durmuş das Wort. Sie erklärte, solange es Kurd:innen gebe, hätten die beiden Internationalisten einen Platz in ihren Herzen.
Nachdem gemeinsam das Lied Bella Ciao gesungen worden war, sprach eine Vertreterin des kurdischen Vereins einige sehr berührende Abschiedsworte:
„Wer die beiden Freunde persönlich kannte oder ihre Erzählungen gesehen oder gelesen hat, weiß, dass ihr Blick immer voller Hoffnung und Glauben an eine bessere Welt auf die Zukunft gerichtet war. Dass sie mit ihrem Leben und ihrem Kampf einen Weg eröffnen wollten, um nicht für sich selbst, sondern allen Menschen ein Leben in Freiheit, ein Leben von Bedeutung und voller Zuversicht zu ermöglichen. Dass es ihr Wunsch war, neben der Trauer, die wir empfinden, auch gleichzeitig diese unglaubliche Stärke und Glauben, den die beiden Freunde früher und immer noch in uns ausstrahlen, auch in uns weiterlebt. Dass wir uns von ihrem Sinn für Gerechtigkeit und Menschlichkeit stärken und leiten lassen. Dass wir dem Weg in eine bessere Welt, den die beiden geebnet haben, weitere Steine hinzufügen.“